Praxidice

[2070] PRAXIDICE, es, Gr. Πραξιδίκη, ης, eine Göttinn, die mit der Laverna einerley seyn soll, welches sich aber nicht füglich darthun läßt. Sieh Laverna. Nach ihrem Namen von πραξις und δίκη bedeutet sie das Urtheil oder die Bestrafung der Worte und Werke. Foncemagne, Mem. de l'Acad. des I. & B. L. T. VII. p. 92. Sie soll aber den menschlichen Handlungen ihr Recht wiederfahren lassen, oder sie zu dem verdienten Ausgange und ihre Worte zur Erfüllung bringen. Stephan. Lex. gr. h. v. Denn sie war die Gottheit, welche die letzte Hand an die Worte und Werke legete. Hesych. h. v. Man gab ihr den Erhalter, Soter, zum Vater, und die Eintracht und Tugend, Homonoe und Arete, zu Schwestern; und stellete von ihr weiter nichts, als den bloßen Kopf, von allen andern Gliedern abgesondert, vor. Suidas h. v. & Hesych. l. c. Als Menelaus acht Jahr nach Zerstörung der Stadt Troja glücklich nach Hause kam, so richtete er ihr eine Bildsäule nahe bey der Venus Migonitis auf. Pausan. Lacon. c. 22. p. 204. Hieraus will man schließen, daß sie unter die rächenden Göttinnen mit gehöret habe. Foncemagne l. c. p. 93. Es fanden [2070] sich derselben aber verschiedene, und die Haliartier hatten ihnen an dem tilphusischen Berge einen unbedeckten Tempel errichtet. Sie schwuren bey denselben und diese Eidschwüre wurden für sehr heilig gehalten. Pausan. Bœot. c. 33. p. 592. Es soll aber vornehmlich des Ogyges Tochter, Alalkomenia, der Minerva Säugamme, darunter zu verstehen seyn. Meurs, de regib. Att. c. 5.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2070-2071.
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