Telemachvs

[2300] TELEMĂCHVS, i, Gr. Τηλεμάχος, ου, ( Tab. XV.) des Ulysses und der Penelope Sohn, dienete dem Palamedes, den verstellten Wahnsinn seines Vaters[2300] Ulysses zu entdecken, daß er mit vor Troja ziehen mußte. Hygin. Fab. 95. & Serv. ad Virgil. Aen. II. v. 81. Sieh Ulysses, 4 §. Ehe er aber dahin gieng, wünschete er seinem Sohne, daß er fern vom Kriege seyn möchte, τῆλε μάχης, woraus denn sein Namen wurde. Eustath. ad Hom. Od. Α. p. 1394. Cf. Mezir. sur les epit. d'Ovid. T. I. p. 93. In seiner Kindheit fiel er in das Meer, und würde ersoffen seyn, wenn nicht einige Delphine hinzu geschwommen wären und ihn gerettet hätten. Zur Dankbarkeit dafür ließ sein Vater hernach einen Delphin auf seinen Siegelring graben und führete dergleichen auch auf seinem Schilde. Plutar. de solert. animal. in fin. Indessen zog ihn seine Mutter in dessen Abwesenheit gar sorgfältig auf, bis endlich Minerva, unter der Gestalt des Mentors, sich bey ihm in Ithaka einfand, und ihn ermahnete, seinen Vater zu suchen. Homer. Odys. Α. 96. Sie gieng auch selbst mit ihm nach Pylus zu dem Nestor. Id. ib. Γ. sub init. Von da begab er sich mit Nestors Sohne, als Minerva wieder verschwunden war, nach Sparta zu dem Menelaus. Id. ib. Δ. v. 1. Als er nach Ithaka zurück kam, so war Ulysses bereits in elender Gestalt daselbst angelanget; Id. ib. Ο. v. 494. und nach einigen Unterredungen erkannten sie endlich einander. Id. ib. Π. v. 188. Es waren zwar der Penelope Freyer Willens, ihn aus dem Wege zu räumen, ehe er noch in die Stadt käme: allein, es fehlete ihnen doch ihr Anschlag. Hingegen macheten Vater und Sohn zulängliche Anstalten, die Freyer selbst aufzureiben. Id. ib. Τ. sub init. Sie führeten solches glücklich aus; Id. ib. Χ. per integr. und Telemach erlegete davon insonderheit den Amphinomus, Id. ib. v. 95. Euryades, Id. ib. v. 267. Amphimedon, Id. ib. v. 284. und Liokritus. Id. ib. v. 294. Er hielt sich auch sehr gut mit, da die gesammten Ithaker wider sie aufstunden. Id. ib. v. 525. Als darauf alles wieder zur Ruhe gekommen, so hatte Ulysses allerhand seltsame Träume und andere Anzeigungen, welche man dahin deutete, daß er sich vor [2301] seinem Sohne hüten sollte. Weil er nun keinen, als den Telemach, um sich hatte, so schaffete er solchen endlich auf das Land, und gab ihm eine gute Wache zu. Dict. Cret. l. VI. c. 14. & ad eum Anna Fabra l. c. Inzwischen wurde des Ulysses Schicksal durch den Telegon erfüllet; und Telemach vermählete sich, auf der Minerva Anrathen, mit dessen Mutter, Circe, mit welcher er noch den Latinus zeugete. Hygin. Fab. 127. & Muncker. ad l. c. Cf. Cleric. ad Hesiod. Theog. v. 1013. Er soll auch noch eine Tochter, Namens Rome, gehabt haben, mit welcher sich Aeneas nachher vermählet, und von der die Stadt Rom den Namen bekommen hat. Clinias ap. Serv. ad Virg. Aen. I. 277. Jedoch wollen auch einige, daß dessen Gemahlinn nicht Circe selbst, sondern deren Tochter, Kassiphone, gewesen, die ihn aber, aus Rache über ihrer Mutter Tod, das Leben nahm. Tzetz. ad Lycophr. v. 808. Noch andere geben ihm Nestors Tochter, Polykaste, zur Gemahlinn, mit welcher er den Perseptolis zeugete; Hesiod. ap. Eust. ad Hom. Od. Π. p. 1796. oder auch des Alcinous Tochter, Nausikaa, die ihm denselben gebar; Eustath. l. c. welcher bey einigen auch Pioliporthes heißt. Dict. Cret. l. VI. c. 6. Sonst schreibt man ihm noch die Erbauung der Stadt Clusium in Hetrurien zu. Serv. ad Virg. Aen. X. 167.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2300-2302.
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