Berry [2]

[506] Berry, Charles Ferdinand, Herzog von, geb. den 24. Jan. 1778, zweiter Sohn des Grafen von Artois (König Karl X.), ging mit den Seinigen bei dem Ausbruch der franz. Revolution in die Verbannung, heirathete in Schottland morganatisch (von seinen 2 Töchtern wurde die eine an den Marquis von Charette, die andere an den Prinzen von Faucigny vermählt), 1816 nach der Restauration die neapolitan. Prinzessin Karoline Ferdinande Louise; auf ihm beruhte die Hoffnung der Fortdauer der älteren Linie der Bourbonen, deßwegen ermordete ihn den 13. Febr. 1820 ein fanatischer Sattler, Louvel, ohne jedoch seinen Zweck zu erreichen, denn die Herzogin gebar den 29. Dec. 1820 einen Erben, Heinrich, Herzog von Bordeaux (Graf Chambord, Heinrich V.). Nach der Juliusrevolution ging die Herzogin mit Karl X. nach Schottland, 1831 nach Italien und erschien 1832 in der Vendée und proclamirte Heinrich V. Sie bestand viele Gefahren mit Muth und Entschlossenheit, der Aufstand der Vendéer wurde aber leicht unterdrückt, sie selbst in Nantes durch den Verrath des getauften Juden Deutz aus Köln den 27. Nov. 1832 gefangen und auf die Citadelle Blaye unter General Bugeauds Obhut gebracht. Hier erklärte sie sich nach einiger Zeit mit dem Grafen Luchesi Palli vermählt und schwanger und wurde von Louis Philipp, nachdem sie ein Töchterlein geboren hatte, im Juni 1833 entlassen, weil sie ihre Bedeutung als Mutter Heinrichs V. vollständig eingebüßt hatte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 506.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: