Esther

[616] Esther, auch Megillah, heißt ein canon. Buch des A.T., welches am Purimfeste vorgelesen wurde und die Geschichte der E., einer Jüdin aus dem Stamme Benjamin, Pflegetochter des Mardochai, später Gemahlin des Perserkönigs Xerxes (Ahasverus) und Retterin der Juden, erzählt. Außer der E. oder Hadassa (Stern, Mirthe) spielen Mardochai und Haman die wichtigsten Rollen. Das Ganze ist vom Gedanken durchweht, daß Gott es bei allem Druck doch nicht auf den Untergang der Israeliten abgesehen habe und hat übrigens den liturg. Hauptzweck, über die Purim Aufschlüsse zu geben. Innere u. äußere Gründe sprechen dafür, daß das Buch nicht lange nach den darin erzählten Begebenheiten abgefaßt wurde, u. zwar von einem vielleicht in Susa lebenden Juden, der aus der lebendigen Tradition und aus den Acten des Mardochai schöpfte. Die histor. Wahrheit des Erzählten ist aus vielen Gründen keineswegs zu verwerfen, namentlich weil die Existenz des Purimfestes sich bis in die makkabäische Zeit hinab verfolgen läßt und das Buch im hebr.-jüd. Canon steht. Der griech. Uebersetzung der LXX sind erläuternde Zusätze beigefügt, über deren Ursprung noch gestritten wird.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 616.
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