Freiheitsbäume

[795] Freiheitsbäume, d.h. Bäume, welche als Sinnbild aufblühender Freiheit galten, wurden zuerst in Nordamerika während des Unabhängigkeitskrieges in Städten u. Dörfern aufgestellt. Die Franzosen – laut Gregoire zuerst im Mai 1790 ein Dorfpfarrer im Depart. der Vienne – ahmten dies nach, die Jakobiner verzierten die Gipfel der F. mit ihrer phrygischen Mütze, der Convent befahl Anpflanzung von F.n in jedem Ort, auf allen Höhen u. an den Landesgrenzen. Seitdem fehlte es weder bei ihnen noch bei ihren Nachbetern an F.n mit Fahnen, Inschriften u. dergl., so oft eine stärkere Revolutionsbewegung ausbrach. Der Gebrauch mag seinen ersten Ursprung in den Frühlingsfesten unserer heidnischen Vorfahren haben u. ist verwandt mit der noch vielfach vorhandenen Dorfsitte, bei Festen (Kirchweihen, Vogelschießen) Bäume aufzustellen oder Einem bei freudigen Ereignissen einen Maien zu stecken d.h. einen großen Blumenstrauß zu verehren, Bäumchen vor dem Hause aufzupflanzen, endlich mit der Sitte, am Fronleichnamsfeste das Innere der Kirchen und den Prozessionsweg mit Bäumen, Blumen u.s.f. zu schmücken.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 795.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: