[368] Humor, ein aus dem Lateinischen bei uns eingebürgertes Wort, bezeichnet: Feuchtigkeit. Flüssigkeit u. wurde gleichbedeutend mit: Temperament, Gemüthsart, indem man diese durch die Art und Weise der Mischung der Hauptsäfte im menschl. Körper bedingt glaubte. Häufig wird H. mit Laune gleichbedeutend gebraucht, wobei aber zwischen Laune als einer länger anhaltenden Gemüthsstimmung und Laune als vorübergehendem Einfall seltsamer od. komischer Natur zu unterscheiden ist, welchen Unterschied die Franzosen u. Italiener machen, indem sie jene mit humeur, umore, diese mit caprice, capriccio bezeichnen. Im engern, namentlich ästhetischen Sinn, ist H. weder mit Laune noch mit dem frz. humeur oder ital. umore gleichbedeutend. H. ist eine vorherrschend nur bei den germanischen Völkerschaften, namentlich bei den Engländern und Deutschen, vorkommende Gemüthseigenschaft und kann sich als Witz, Satire, auch als Laune in der Bedeutung von caprice, capriccio äußern, ist aber weit mehr, nämlich die Grundstimmung jenes idealen Gemüthes, welches ernsthaft in die Zukunft und Ewigkeit schaut und gleichzeitig über die Unangemessenheit des gegenwärtigen Minutenlebens lacht oder komisch klagt, ohne die Bedeutung des letztern für die Ewigkeit zu verkennen. In diesem Sinne ist der H. näher: »eine Mittelgattung dichterischer Anlage, die zur Satire zu entschieden und zu weich, zu elegischer Darstellung zu gereizt ist: eine eigenthümliche Mischung von Wehmuth und Muthwillen, von tiefen wahren Gefühlen und grillenhaften Einfällen, von Wahrheit und Einbildung«.