Kanone

[537] Kanone, schweres Geschütz zu Erzielung eines kräftigen u. weit reichenden Schusses in flachem Bogen. Sie besteht aus dem Rohr, der Laffete und der Protze. Die innere Höhlung des Rohrs heißt die Seele, deren vordere Oeffnung die Mündung, ihr hinterer Theil zur Aufnahme des Pulvers die Kammer. In seiner äußeren Form zerfällt das Rohr in 3 Theile: das hinterste oder Bodenstück, im Metall am stärksten; das mittlere oder Zapfenstück. schwächer, und das vordere od. Mundstück, wegen seiner größern Länge gegen die andern Theile auch das lange Feld genannt, im Metall am schwächsten. Zur äußern Abgränzung dieser Theile dienen verzierende Friesen, Gurten etc. Das Bodenstück ist nach hinten durch die Traube verlängert, zur leichteren Hebung des Rohrs mit Tauen etc.; am Zapfenstück sind die Schildzapfen, mit denen das Rohr auf der Laffete ruht, und bei schwereren K.n die Henkel oder Delphine zum Emporheben; vorn am langen Felde der Kopf, theils zur Verstärkung der Mündung, theils zum Höherlegen des Korns und Erleichterung [537] des Zielens. Am Bodenstück ist das Zündloch eingebohrt. Die Länge der Seele beträgt gewöhnlich 18–21 Kugeldurchmesser; bei größerer Länge verliert der Schuß an Sicherheit. Die K.n werden entweder aus Bronze (eine Mischung von Kupfer und Zinn), od. aus Eisen gegossen, und zwar voll. Seele u. Zündloch werden ausgebohrt. Nach dem Kaliber (s. d.) hat man jetzt 3-, 6-, 8-, 12-, 16-, 24-, 36- u. 48pfündige K.n, die schwereren derselben nur bei Belagerungen u. auf Schiffen. Die schwed. Leder-K.n im 30jährigen Krieg waren dünne kupferne Röhren, mit Tauen umwickelt und mit Leder überzogen; erwiesen sich bald als unbrauchbar wegen ihrer Leichtigkeit. Die möglichst größte Schußweite der K. beträgt ungefähr eine Stunde, zu erfolgreichem u. sicherem Schusse aber blos 1000 bis 1200 Schritte. In neuester Zeit hat man mit Glück versucht K.n aus Gußstahl zu verfertigen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 537-538.
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