Leu

[753] Leu, Joseph, geb. 1800 zu Ebersol im Kanton Luzern, ein frommer, reicher u. wohlthätiger Mann. tüchtiger Landwirth, seinem Charakter nach ein ächter Schweizerbauer, der dem Städterregiment sowie dem Beamtenthum, durch welches jenes 1830 in Luzern ersetzt wurde, der damals eingeführten Schulmeisterei sowie der ganzen officiösen Aufklärungssucht gründlich feind war. Als Demokrat betheiligte er sich bei allen Bewegungen in seinem Kantone u. als guter Katholik stemmte er sich gegen die unkirchlichen Tendenzen, die von 1830–39 im Schwange waren. Die Verfassungsrevision von 1840 stürzte das bisherige System auf dem gesetzlichen Wege, was größtentheils L.s Werk war, weil das Landvolk mit ihm eine kathol. demokratische Republik wollte u. daher seine Anträge durch massenhafte Petitionen unterstützte u. in diesem Sinne den Verfassungsrath wählte. Schon 1840 stellte er den Antrag die theolog. Lehranstalt zu Luzern den Jesuiten zu übergeben, was im Octbr. 1844 zur Ausführung kam. Die Feinde der Jesuiten schlossen sich jetzt an die 1840 gestürzte Partei an u. wurden von den Radicalen der ganzen Schweiz möglich unterstützt. Es erfolgte der Freischaarenzug vom 8. Dezbr. 1844, der große im März 1845, die wie bekannt schmählich endeten. L. galt mit Recht als der gefährlichste Gegner des Radicalismus, daher wurde er mit Verwünschungen und Bedrohungen verfolgt, wodurch ein ökonomisch und sittlich ruinirter Bauer, Jakob Müller von Stechenrain, zu der Hoffnung verleitet wurde, daß er durch die Ermordung L.s eine große Geldsumme verdienen könne. Er schlich sich in der Nacht des 19/20. Juli 1845 in das Haus des L. und erschoß ihn im Bette; der Mörder wurde entdeckt und hingerichtet, Luzern aber hatte in L. den entschlossensten Mann verloren.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 753.
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