Marat

[94] Marat (Marah), Jean Paul, geb. 1744 zu Baudry im Fürstenth. Neuenburg, beim Ausbruch der Revolution Stallarzt des Grafen von Artois, reizte seit 1789 fortwährend zu blutiger Gewalt, wurde aber erst nach dem 10. Aug. furchtbar. Sein Journal »Ami du peuple« (der Volksfreund) war so roh, gemein und schmutzig wie M. selbst, der alle Männer haßte, die sich auf irgend eine Weise auszeichneten. Bei dem Kampf der Bergmänner mit den Girondisten wurde er von jenen als Werkzeug benutzt u. diese halfen ihm selbst zu größerer Bedeutung, indem sie ihn in Anklagestand versetzten, ohne die Maßregel bei der damaligen Stimmung der Stadt Paris durch führen zu können. Er organisirte den Aufstand gegen den Konvent, der die Gironde in das Verderben stürzte, und veranlaßte das furchtbare Gesetz gegen die Verdächtigen. Trotzdem setzte er sein Mordgeheul noch immer fort, fand aber einen Tod, dessen er nicht würdig war; ein begeistertes Mädchen, Charlotte Corday (s.d.), erstach ihn am 13. Juli 1793 u. glaubte dadurch der Republik einen großen Dienst zu thun. M. wurde aber von den Bergmännern als Märtyrer der Freiheit gefeiert und im Pantheon beigesetzt; nach dem 9. Thermidor erst bezeichnete man ihn als einen Mordhund u. warf seine Leiche heraus.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 94.
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