Roland de la Platière

[749] Roland de la Platière (Rolang dla Platiähr), Jean Marie Baptiste, Revolutionsmann der girondistischen Partei (s. Bd. II. S. 763), geb. 1732 zu Villefranche bei Lyon, widmete sich dem Handelsstande, wurde Generalinspector der Fabriken u. Manufacturen in Lyon, von der Stadt zur Wahrung ihrer Interessen nach dem Ausbruch der Revolution nach Paris geschickt. Er konnte nichts für Lyon thun, verlor auch seine Stelle und wurde namentlich durch den Einfluß seines phantastischen und ehrgeizigen Weibes rasch in den Strudel der Revolution hineingerissen. Sie und die Girondisten setzten durch, daß R. 1791 von Ludwig XVI. als Minister des Innern angenommen wurde. Obwohl ein tüchtiger Geschäftsmann, fehlte ihm doch alle höhere Einsicht und Selbständigkeit und er blieb der Spielball seines Weibes u. seiner Partei, bis der Credit der letztern aufhörte. Als Girondist am 31. Mai 1793 verhaftet, floh R. in die Normandie u. erstach sich am 15. Nov., nachdem er vernommen, daß die Bergmänner seine Frau guillotinirt hätten. Letztere, die berühmte Madame R., geb. Manon Jeanne Philippon, geb. 1754, oft als ein altröm. Frauencharakter verherrlicht, war zweifelsohne ein geistreiches und vielbelesenes, aber auch phantastisches und herrschsüchtiges Mannweib, blieb nach dem Sturze der Girondisten mit unnützem Heroismus in Paris zurück, wurde aber schon am 1. Juni 1793 verhaftet und am 8. Novbr. guillotinirt. Ihre Memoiren übersetzte L. F. Huber ins Deutsche, Leipz. 1796 bis 1797, F. Chr. Schlosser zog einen Vergleich zwischen ihr u. der Madame Staël (Frankfurt 1830), Louise Colet schrieb über die R. u. Charlotte Corday (Paris 1842).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 749.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: