Visirkunst

[633] Visirkunst, ein Theil der praktischen Geometrie, die Kunst, den Inhalt eines Gefäßes, besonders eines Fasses, nach einem bestimmten Flüssigkeitsmaße zu bestimmen. Zur Bestimmung der Dimensionen des Gefäßes bedient man sich entweder des gewöhnlichen Maßstabs od. des Visirstabs. Letzterer ist entweder ein quadratischer oder ein kubischer. Der quadratische Visirstab hat eine sog. Längenseite und eine Flächenseite, beide mit einer bestimmten Maßeintheilung. Zur Messung des Inhalts eines hohlen Cylinders [633] mißt man nun mit der Längenseite die Länge, mit der Flächenseite den Durchmesser des Cylinders u. multiplicirt die beigefügten Zahlen. Zur Bestimmung des Inhalts eines Fasses mißt man gleichfalls mit der Längenseite die Länge, mit der Flächenseite aber die Spundtiefe (Spunddurchmesser) u. den Bodendurchmesser, zieht letzteren von ersterem ab, addirt 2/3 des Restes zum Bodendurchmesser u. multiplicirt mit der Summe die Länge des Fasses. Weniger genau, aber einfacher ist die Anwendung des kubischen Visirstabs.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 633-634.
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