Ähnlichkeit

[14] Ähnlichkeit heißt im allgemeinen die Übereinstimmung der Dinge in mehreren, Gleichheit die in allen Merkmalen. – In der Geometrie bezeichnet Ähnlichkeit die Übereinstimmung in der Gestalt, Gleichheit die Übereinstimmung in der Größe, Kongruenz die vollkommene Übereinstimmung. Das moderne mathematische Zeichen (\$007E\) für ähnlich hat Leibniz (1646-1716) aus einem liegenden s (= similis) gebildet. Vgl. Leibniz, Characteristica[14] geometrica ed. Gerhardt, 3. Folge, Bd. V, S. 153: Similitudinem ita notabimus ~. – Die Beziehung des Ähnlichen spielt im Geistesleben des Menschen eine wichtige Rolle. Es ist z. B. Sache des Witzes und Scharfsinns, Ähnlichkeiten zwischen den verschiedensten Dingen instinktiv herauszufinden. Auf leicht faßbaren Ähnlichkeiten beruht auch der bildliche Ausdruck des Dichters. Vergleicht man scharf denkend die Dinge, um aus ihrer Ähnlichkeit etwas zu folgern, so zieht man einen analogischen Schluß (s. Analogie). Mit solchen Schlüssen arbeitet besonders die Induktion (s. d.) innerhalb der Naturwissenschaft. – Die Tatsache, daß ähnliche Vorstellungen einander hervorrufen, erklärt uns einen Teil des Seelenlebens und begründet das Hauptgesetz der Ideenassoziation (s. d.). – Daß Ähnliches nur durch Ähnliches erkannt werde, ward von Pythagoras, Empedokles und Demokritos behauptet. – Platon (427-347) und andere forderten als höchstes Moralprinzip die Ähnlichkeit mit Gott.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 14-15.
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