Amphibolie

[35] Amphibolie (gr. amphibolia) heißt allgemein Zweideutigkeit. Diese kann entweder beabsichtigt sein, wie bei Orakeln, Witzen u. dgl., oder aus Versehen, durch Verwechslung der Begriffe entstehn. – Amphibolie der Reflexionsbegriffe nennt Kant (1724-1804) in der Kr. d. r. V. S. 260-292 die Verwechslung der reinen Verstandesbegriffe mit den Erscheinungen, die Verwechslung des transscendentalen Verstandesgebrauchs mit dem empirischen, er führt aus, daß Leibniz, der die Sinnlichkeit nur für eine verworrene Vorstellungsart hielt, sich dieser Verwechselung schuldig gemacht habe, indem er alle Dinge nur als Verstandesobjekte ansah und so begriffliche Einerleiheit für numerische Identität der Erscheinungen nahm, Einstimmung der Begriffamjilogiae als Beweis des Nichtvorhandenseins[35] des realen Widerstreites ansah, die Dinge, indem er ihnen alle äußere Relation absprach, zu Monaden mit inneren Vorstellungskräften machte und Raum und Zeit nur zu einem Verhältnis der Substanzen herabsetzte, mit einem Worte Inneres und Äußeres, Materie und Form verwechselte und die Erscheinungen intellektualisierte.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 35-36.
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