[52] Aoristie (gr. aoristia), Unentschiedenheit, ist ein Prinzip der älteren Skeptiker, z. B. des Pyrrhon v. Elis (zur Zeit Alexanders) und des Timon aus Phlius (325-235), welcher lehrte, die Dinge seien ohne feste Unterschiede, unbeständig und unbeurteilbar. Wir dürften daher weder unseren Wahrnehmungen noch unseren Vorstellungen glauben. Hieraus gehe die Pflicht, sich nicht zu entscheiden (aphasia, epochê, mêden horizein, aprosthetein) hervor, und diese hätte die Unerschütterlichkeit des Gemütes (ataraxia) zur Folge. Aus dem Satze ouden horizô »ich entscheide nichts« ist der Begriff Aoristie abgeleitet (Diog. Laert. Vit. Phil. IX, § 104 ff.).