[73] Attribut (lat. von attribuo = beilegen) heißt eigentlich das Beigelegte, dann das Merkmal, die Eigenschaft, das Kennzeichen eines Dinges. Descartes (1596-1650) versteht unter Attributen die wesentlichen nicht wechselnden Merkmale der Substanz. Bei Spinoza (1632-1677) hat das Attribut den besonderen Sinn, daß darunter die denknotwendigen Prädikate der Substanz verstanden sind, welche der Verstand an der Substanz als deren Wesen ausmachend erfaßt. Die Substanz hat unendlich viele Attribute, aber unser Verstand kann nur zwei davon fassen, nämlich Denken und Ausdehnung; denn alles, was er begreift, ist entweder etwas Denkendes oder Ausgedehntes. Vgl. Modus. Diese Begriffsbestimmung Spinozas ist unklar und nicht widerspruchsfrei. Sie läßt zweifelhaft, ob die Attribute der Substanz nur vom Verstande der Substanz beigelegt werden und nur im Betrachter existierende Erkenntnisformen sind, oder ob sie als reale Eigenschaften der Substanz betrachtet werden müssen, aus denen diese besteht. Die letztere von K. Fischer vertretene Ansicht kommt der Auffassung Spinozas jedenfalls näher als die erstere, welche Erdmann verteidigt hat. – In den [73] bildenden Künsten sind Attribute dem Hauptgegenstande der Darstellung beigegebene Zeichen bestimmter Eigenschaften oder Zustände, also Symbole, wie etwa der Blitz des Zeus, die Schlüssel des Petrus, das Schwert des Paulus.