[217] Gebärden (lat. gestus) sind eine Art der Ausdrucksbewegung, d.h. sie gehören zu denjenigen Reflex-, Trieb- und willkürlichen Bewegungen, welche Gemütsbewegungen widerspiegeln und als Zeichen innerer Zustände von anderen Wesen ähnlicher Art verstanden werden. Je nachdem das Unwillkürliche oder Willkürliche in ihnen überwiegt, redet man von natürlichen und von mimischen Gebärden. Letztere fallen namentlich den Schauspielern, Geistlichen und Rednern zu. Eine besondere Art der Gebärdensprache, bei der die Triebbewegungen in willkürliche übergehen und die Gebärden zum Hilfsmittel absichtlicher Mitteilung werden, ist die Fingersprache (Daktylologie), welche mittels der Finger die Begriffe nach ihren wesentlichen Merkmalen andeutet. Als ihr Erfinder gilt der Spanier Bonet, 1620, der aber sein Alphabet einer Schrift des Johann Baptista Portas, De furtivis litterarum notis, entlehnt hat. Die Abstrakta bereiten dabei natürlich große Schwierigkeit. Viele Gebärden hat der Mensch mit dem Tier gemein, Vgl. Darwin, Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei den Tieren. Deutsch v. Carus. Stuttg. 1872. Wundt, Grundz. der phys. Psych. II S. 504-530. Vgl. Körperbewegungen.