[263] Höflichkeit, eigtl. höfisches Benehmen im Gegensatz zur »Dörperheit« (d.h. bäurischem Benehmen), ist die Fertigkeit, anderen durch Rede, Benehmen und Handlung diejenige Aufmerksamkeit zu beweisen, die ihnen nach ihren Standes-, Geschlechts- und Altersverhältnissen und nach den Sitten des[263] Landes zukommt. Gleichaltrigen Freunden und Verwandten gegenüber ist die Höflichkeit verdächtig, weil sie auf Mangel an Herzlichkeit beruhen kann; gegen gemeine Naturen dient sie als eine Art von Schutz. Übertriebene Höflichkeit zeugt von Mangel an Selbstschätzung. Vgl. Kriecherei, Heuchelei.