[340] Magie (pers.) heißt die vorgebliche Kunst, die geheimen Kräfte der Natur zu erforschen und zu beherrschen und durch sie Wunder zu wirken. Dem erklärlichen Wunsche entsprungen, das Wissen und Können des Menschen zu erweitern, findet sich die Magie, namentlich als Heilkunst, schon bei den rohesten Völkern und hat sich bis in die Gegenwart erhalten. Durch Formeln, Zeremonien, Zaubermittel versucht man übernatürliche Wirkungen auszuüben. Die Herrschaft über Wind und Wetter, die Beschwörung der Toten und Geister, das Behexen durch Blick, Wort oder Tränkchen, das Besprechen des Blutes, der Rose, des Feuers u. a., die Kunst, sich zu verwandeln oder unsichtbar zu werden, Gold zu machen usw., alles dieses gehört in die Magie. Im Mittelalter wurde die Magie systematisch betrieben. Je nachdem Engel oder Teufel, himmlische oder höllische, kirchliche oder unkirchliche Mittel angewandt wurden, unterschied man weiße und schwarze Magie. Vgl. Schindler, das magische Geistesleben. 1855. Perty, die myst. Erscheinungen. 1861. H. Schneider, die hypnotischen Erscheinungen. 1880.
Eine Beziehung zur Philosophie gewann die Magie bei den Neuplatonikern, wie z.B. Plotinos (205-270), sowie im XV. und XVI. Jahrhundert durch Marsilius Ficinus (1433 bis 1499), Agrippa von Nettesheim (1486-1535, De occulta philosophia libri tres 1510), Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim Paracelsus (1493-1541) u. a. Selbst Bacon (1561-1626) führt in seinem Verzeichnis der Wissenschaften (globus intellectualis) die Magie noch als operative (die Naturgesetze anwendende) metaphysische Naturerkenntnis neben der Mechanik, der physischen Naturerkenntnis, an. – Der Fortschritt der Naturwissenschaften und Medizin hat der Magie allmählich den Boden abgegraben; doch hatte der junge Goethe noch sein Gefallen an ihr, und sein Faust ergibt sich der Magie; der reifere Goethe hat sie abgelehnt. (»Könnt' ich Magie von meinem Pfad entfernen, die Zaubersprüche ganz und gar verlernen, stünd' ich, Natur, vor dir ein Mann allein, da wär's der Mühe wert, ein Mensch zu sein.« Faust II, 5.)[340]