Molekül

[369] Molekül (franz. molécule, mlat. molecula = Massenteilchen v. lat. moles = Masse) heißt oder hieß vielmehr von der Entdeckung chemischer Verbindungen ab bis in die letzte Zeit der kleinste Teil, in welchen ein chemisch zusammengesetzter Stoff, ohne seine Beschaffenheit zu ändern, auf physikalischem Wege zerlegt gedacht werden kann. Die Moleküle zusammengesetzter chemischer Stoffe mußten hiernach als auf chemischem Wege in die Atome (s. d.) ihrer Elemente zerlegbar gedacht werden. Die Moleküle galten somit also als physikalisch unteilbar, aber chemisch teilbar, die Atome als physikalisch und chemisch unteilbar. Einen chemisch einfachen Stoff (Element) dachte man sich dementsprechend als aus gleichartigen einfachen kleinsten, von den Bestandteilen aller andern Elemente verschiedenen Teilen (Atomen) zusammengesetzt, so daß so viel verschiedenartige chemische Atome angenommen werden mußten, als Elemente vorhanden sind. Die Entdeckung der Existenz chemischer Verbindungen hat also seiner Zeit zur Ergänzung des alten Begriffs der Atome, den schon die Griechen (Leukippos, Demokritos, Epikuros, Lucretius) aufgestellt haben, durch den neuen Begriff der Moleküle geführt. Da aber die Vereinigung der Atome chemischer Elemente zu Molekülen nach bestimmten [369] Zahlen und Gewichtsverhältnissen stattfindet, deren Grundlage schon John Dalton (1804) gefunden hat, so hat die neuste naturwissenschaftliche Theorie auch noch die Atome als physisch zerlegt bezeichnet und zwar in Teile, welche man Korpuskeln nennt. (Vgl. Atom, Korpuskel, Elektronen, Ionen.)

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 369-370.
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