Nachahmung

[380] Nachahmung (lat. imitatio, gr. mimêsis) heißt die Wiedergabe eines Vorbildes. Der Nachahmende schafft entweder Gegenstände, die schon vorhanden sind, noch einmal, oder er handelt ebenso, wie andere vor ihm gehandelt haben. Bei den höheren Tieren und Menschen finden wir das Bestreben, anderen nachzuahmen. Wir schreiben ihnen daher einen Nachahmungstrieb zu. Die Nachahmung kann aber nicht nur unwillkürlich und triebartig, sondern auch bewußt und beabsichtigt stattfinden. Auf der freien geistigen Wahl beruht z.B. die Nachahmung in der Kunst (s. d.). Sowohl auf triebartiger Nachahmung wie auf freiwilliger Nachahmung beruht zum Teil die Heranbildung des Menschen zu Lebensformen, Sitten, religiösen Überzeugungen. Wenn Aristoteles (384-322) die Nachahmung zum Grundgesetz der Kunst gemacht hat, so trifft diese Auffassung für einzelne Künste, wie die Plastik und Malerei, im wesentlichen zu, für andere, wie die Architektur, soweit sie konstruktiv ist, die Musik, die Lyrik trifft sie nicht zu. Auch hat der Idealisierungsprozeß neben der Nachahmung seinen Platz in der Kunst. (Siehe Kunst.) Eine ungeschickte oder lächerliche Nachahmung heißt Manier.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 380.
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