Naturschönheit

[388] Naturschönheit ist die Schönheit der nicht von dem Menschen, geschaffenen, sondern ohne: sein Zutun in der Natur gegebenen Dinge. Das Naturschöne liegt vor allem in der Linie, der Bewegung, dem Klang, dem Licht und den Farben, im Himmelsblau, im Sternenhimmel, im Spiel der Wolken und der Winde, im Meer und den Wassern, in den Gebirgen und Landschaften, in der Vegetation und der Tierwelt und ganz besonders in der natürlichen Gestalt, Bewegung und Betätigung der Menschen. In allen Gebieten der Natur ist vorübergehend oder dauernd vieles vorhanden, was durch die Sinne auf das Gefühl einwirkt und ein geistiges Wohlgefallen hervorruft. Von dem metaphysischen Standpunkte hängt es ab, ob man in diesem Schönen ein objektives Gesetz der Natur selbst, oder ob man darin nur eine unabsichtliche Wirkung der Naturobjekte auf das Subjekt sehen will. Die Teleologie nimmt den ersten Standpunkt ein, der Mechanismus dagegen den letzteren. Kants Kritizismus neigt innerlich zur ersteren, bleibt aber vor einer metaphysischen Entscheidung stehn und betrachtet die Schönheit nur als subjektive Zweckmäßigkeit.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 388.
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