Proärese

[459] Proärese (gr. prohairesis), Vorsatz, Entschluß (s. d.), unterscheidet sich nach Aristoteles (Eth. Nic. III, 4, p. 1111 b 4 ff.) vom bloßen Wollen, indem jede Proärese außer einem Wollen Überlegung und Nachdenken in sich einschließt (hê gar prohairesis meta logou kai dianoias p. 1112 a 15) und sich nur auf das, was in unserer Macht liegt, bezieht (bouleutikê orexis tôn eph' hêmin p. 1113 a II), während das bloße Wollen auch ohne Überlegung und Nachdenken sein kann und sich nicht immer auf das, was in unserer Macht liegt, beschränkt. Den Stoikern ist das Proäretische (to proairetikon) dasjenige, was wir in unserer Gewalt haben. Wer sich unter Anerkennung des Fatums von diesem leiten läßt, ist frei, wobei jedoch das Wollen durchaus nicht willkürlich ist, da es entweder Von der Vernunft oder von den Affekten beherrscht wird. Vgl. Freiheit, Determinismus.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 459.
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