[576] Sinnesvikariat, d.h. Stellvertretung der Sinne, nennt man den Ersatz, welcher dem Menschen bei mangelnder Entwicklung eines Sinnes durch einen anderen gewährt wird. So vikariiert der Drucksinn für das Gesicht, der Körpersinn für das Gehör. Kurzsichtige haben meist ein sehr scharfes Gehör. Das Vorwiegen einer Sinnesrichtung beeinflußt natürlich die Individualität. So war für Goethe der Hauptsinn das Auge, und für die alten Hellenen war er mehr oder weniger ebenfalls das Gesicht.