Theosophie

[633] Theosophie (gr. theosophia von theos = Gott und sophia = Weisheit), eigtl. Gottes-Weisheit, heißt diejenige religiöse Richtung, welche durch die Innigkeit ihrer religiösen Gefühle zur mystischen Vereinigung mit Gott und zu einer unmittelbaren Erkenntnis seines Wesens gelangen zu können meint. Von der Theologie unterscheidet sie sich dadurch, daß sie die Erkenntnis Gottes nicht auf dem Wege des vermittelten Erkennens, sondern durch die Intuition, d.h. durch die Phantasie und das Gefühl, anstrebt. Sie ist eine Art der Mystik (s. d.). Ihre Erzeugnisse, wenn auch voll tiefsinniger Ideen, sind mehr Bilder als Begriffe, mehr Ahnungen als Erkenntnisse; vieles in ihr muß als krause Phantastik bezeichnet werden. Theosophisch war[633] der Neuplatonismus und die Gnosis; Theosophen waren Kaspar Schwenckfeld ( 1561), Val. Weigel ( 1588), Jak. Böhme ( 1624), St. Martin (1804) und Frz. v. Baader ( 1841).

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 633-634.
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