Wirklichkeit

[694] Wirklichkeit heißt nach der gewöhnlichen Auffassung das in der Außenwelt Daseiende, in Raum und Zeit Vorhandene. Aber die Philosophie hat frühzeitig erkannt, daß die Gegenstände der äußeren Wahrnehmung durch ihre Eigenschaften (Farben, Töne usf.) nicht das metaphysisch Wirkliche darstellen. Daher hat der Kritizismus den Dingen an sich allein die Wirklichkeit beigelegt, und der konsequente Idealismus hat schließlich die Wirklichkeit der Außenwelt überhaupt geleugnet, so daß Hegel den Satz aussprechen konnte: »Was vernünftig ist, ist wirklich, und was wirklich, ist vernünftig«, womit dem Gedanken, dem Begriff die wahre Wirklichkeit zugesprochen wurde. Vgl. Realität, Objekt. Man wird die Schwierigkeiten im Begriffe des Wirklichen lösen, wenn man das Wirkliche zwar nur in den Vorstellungen des Bewußtseins, aber in dem an unseren Vorstellungen sucht, was unseren Sinnen und dadurch unserem Bewußtsein ohne unseren Willen gegeben ist. Vgl. gegeben.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 694.
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