klug

[307] klug ist derjenige, welcher zur Ausführung eines Zweckes die besten Mittel erkennt und gebraucht. Klugheit ist also mehr als Einsicht und weniger als Weisheit. Denn die Einsicht ist mehr theoretisch, die Weisheit mehr sittlich. Ein kluger Mensch fragt, wenn er nicht zugleich sittlich ist, nicht danach, ob seine Zwecke und Mittel erlaubt sind; ihn interessiert es nur zu wissen, ob er zu seinem Ziele kommt. Klugheit ist ferner nicht dasselbe wie Gelehrsamkeit oder Bildung; sie ist natürliche Begabung und Entwicklung, also nur die[307] Voraussetzung für beide. Die Moral ist nicht Klugheits-, sondern Sittlichkeitslehre. Die Lebensweisheit ist auch nicht nur sittlich, sondern mehr eine Form der Klugheit im gesellschaftlichen Verkehr als eine Art der Weisheit.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 307-308.
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