[524] schicklich heißt das, was den Umständen und den Umgangsformen entspricht und gebilligt wird. Das Schickliche umfaßt das der Sitte und das der Moral Angemessene. Der Genußmensch fragt nicht nach dem Schicklichen der Sitte, sondern macht sein Belieben zum höchsten Maßstabe. Er steht deswegen am niedrigsten da. Höher steht, wer das Schickliche in der Sitte sucht; was der Kreis, in welchem er lebt, für angemessen hält, tut auch er, und vermeidet so äußeren Anstoß. Aber für den höchsten Standpunkt fällt das Moralische und Schickliche zusammen. Die Moral ist die beste Richterin über das Erlaubte. Schon die Stoiker schieden ein niederes und höheres Schickliches kathêkon Das niedere Schickliche (Pflicht)[524] ist nach ihnen eine Handlung, die der Natur eines Wesens gemäß ist und sich daher rechtfertigen läßt; das höhere Schickliche ist aber das Rechte katorthôma d.h. die Tat, die auf tugendhafter Gesinnung und Gehorsam gegen die Vernunft beruht. (Stobaeus, Eklog. II, 158.) Einen ähnlichen Unterschied formuliert Kant, wenn er zwischen Legalität und Moralität unterscheidet. Vgl. Gut, Sittlichkeit, Tugend.