Kennzeichen derselben.

[7] Willst du wissen und erfahren, ob du wirklich Gott liebest, so siehe zu, ob du nach seinen[7] Geboten wandelst. Denn also heißt es: das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten. Sage mir, wie willst du anders Gott lieben. Geben und schenken kannst du ihm nichts, wie du etwa deinem Bruder thun könntest. Wen du aber liebst, und du kannst ihm weiter nicht förderlich sein, so wirst du ihm doch in allem zu Gefallen sein. Du lügst also, wenn du sagst, ich liebe Gott, und bist ein Betrüger, ein Hurer, ein Schmähsüchtiger, ein Verächter des Wortes Gottes. – Es ist eine lautere Heuchelei, wenn einer in einen Winkel kriechen, niederknieen und gedenken will: ei wie lieb habe ich den Gott, er ist mein Vater! o wie günstig bin ich ihm! und dergleichen mehr. Ja wenn wir thun nach seinem Gefallen, so können wir solcher Worte viel sagen. Eine rechte Liebe zu Gott ist im Herzen so gesinnet, wie sie es mit dem Munde sagt. Sie thut alles so, daß es geschehe Gott zum Lobe. Sie schläfet oder wachet, sie arbeitet oder stehet müßig, sie ißet oder trinket, so thut sie es aus Liebe und nach dem Willen Gottes. Ihr ganz Gemüth und Gedanken ist auf Gott gerichtet, und läßt sich nichts[8] gutdünken, was sie nicht weiß, daß es Gott gefällt.

Quelle:
[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 7-9.
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