Im Hafen.

[216] Einige Tage später bin ich wieder in Luxemburg. Ich habe die Stadt vor fünfzehn Jahren zum erstenmal betreten. Sie hat sich inzwischen mit jugendlicher Gelenkigkeit ausgedehnt. Ein neuer Beweis dafür, daß der Friede die kräftigste Förderung menschlichen Gedeihens bleibt.

Auf meinem Schlendergang durch die Oberstadt komme ich über einen breiten, mit einem Reiterstandbild geschmückten Platz vor einen alten Palast in reicher Renaissancezier. Daran lehnt sich ein in demselben Baustil gehaltenes Haus, das an Treppe und Balkon als selbständiges Ganzes kenntlich ist. Zu einer Seitentüre dieses kleineren Palastes traten eben viele Leute geschäftigen Ganges ein.

Ich erkundigte mich bei einem vorübergehenden Herrn.

Der große Palast mit dem Schilderhäuschen davor, so bedeutete er mir, sei das großherzogliche Schloß. Der kleinere Anbau die Abgeordnetenkammer. Ich mußte lachen und entgegnete: »Fürstenschloß und Kammer, ei ei! Die Luxemburger scheinen wirklich ein monarchentreues Geschlecht zu sein, daß sie das Haus der Volksvertretung so vertrauensvoll als bescheidenes Anhängsel in den Schatten des Herrscherpalastes gedrängt haben.«

Mein schlanker Gewährsmann sandte mir durch seine Brillengläser einen forschenden Blick zu und meinte mit ironischem Lächeln: »Das scheint Ihrem gut preußischen Herzen Spaß zu machen? Aber Sie könnten sich ja durch den Augenschein belehren lassen. Eben ist Sitzung. Kommen Sie mit hinauf, und Sie werden sich persönlich[217] davon überzeugen, daß in dem kleinen Neutralien doch ein anderer Geist weht, als in den Landtagen zu Reuß-Greiz, Mecklenburg-Strelitz, und meinetwegen auch in Preußen.«

Ich fragte, ob die luxemburgische Kammer auch im Sommer arbeite. Das verrate einen beneidenswerten Fleiß.

»Unsere Landesväter,« erklärte der Herr, »sind in außerordentlicher Tagung einberufen worden zur Erledigung eines wichtigen Gesetzes über soziale Fürsorge. Es geht in diesen Sitzungen hoch her. Klerikale und Sozialisten liegen sich beständig in den Haaren, und das mit genußreichem Ungestüm.«

Ich horchte auf. Die Sozialdemokratie hat also auch in diesem friedlichen Erdenwinkel Wurzel geschlagen? Die Partei, so erfuhr ich, sei noch ziemlich jung und habe es vor kurzem von zwei auf fünf Mann gebracht. Was die Fünfmänner an Zahl nicht vermöchten, das ersetzten sie durch ein frisch-fröhliches Draufgängertum, das sich nicht so leicht unterkriegen lasse. Schon sei ein heilsamer Umschwung in dem innerpolitischen Haushalt Neutraliens wahrzunehmen. Und es sei wirklich an der Zeit gewesen, daß endlich ein paar Hechte in den gemütlichen Karpfenteich hineingeraten seien.

Ich witterte in dem freundlichen Mann mit den gescheiten Augen einen Gesinnungsgenossen und schloß mich ihm dankbar an.

Wir traten durch die Seitentüre ein. Ein paar ziemlich scharfe Stiegen führten hinauf. Die Tribünen waren stark besetzt. Mein Führer eroberte sich einen Platz in einer Nebentribüne. Mir hatte er hinter der letzten Bankreihe einen Stehplatz zu sichern gewußt.

Im Vorüberhusch sah ich einen Gendarm, einen strammen Burschen, der als Hüter der Ordnung unter der Türe Wache stand.

Als ich mich zwischen meine Nachbarn, die etwas murrend zur Seite wichen, festgekeilt hatte, hielt ich Umschau.[218]

Der Sitzungssaal ist nicht eigentlich groß; er macht den Eindruck eines einfach, aber solid ausgestatteten Klubzimmers, das sich im Handumdrehen zu einem gemütlichen Speisesaal umwandeln ließe; hier in den öffentlichen Tribünen würde sich die Kapelle zur Tafelmusik aufstellen können.

Die Redner scheinen von ihrem Platz aus zu sprechen. Eben ist jemand in einer lebhaften Auseinandersetzung begriffen. Ich lausche. Das ist ja französisch, und zwar fließen die Worte leicht genug. Ich muß, trotz meiner Sprachkenntnis, sorgsam aufmerken, um zu verstehen. Die Aussprache klingt nicht gerade pariserisch, aber von dem preußischen Französisch merkt man ihr auch nichts an.

Ich horche genauer hin. Der Redner verfügt über ein kräftiges Organ, doch ohne gefällige Wirkung; es klingt eine Schärfe heraus, die auf den Hörnerven aufreizend herumkratzt. Dabei überstürzen sich die Worte häufig, schroff abgebrochen, polternd wie auf gespannte Felle hingeworfene Bleikugeln. Oder die letzten Silben, vor allem das »e« und »oe«, werden eintönig lang hinausgeschleppt, als wolle sich der Sprecher Zeit zum Nachdenken und Ordnen schaffen.

Ich habe es wirklich gut getroffen. Ausdrücke wie: »Sozialismus, Propaganda, organisierte Arbeiterbewegung« berühren mein Ohr. Sollte es einer der fünf Genossen sein?

Aber nein.

Allmählich greife ich den Faden der Rede auf und kann folgen. Das ist ja eine leidenschaftliche Programmrede gegen die Sozialdemokratie. Eine Abrechnung mit den fünf bösen Jungen, die sich so keck in die friedliche Gesetzesschule eingezwängt haben.

»Verbrecher! Volksaufhetzer, die in den Herzen eine Revolution hervorrufen wollen« und ähnliche Schmeicheleien lösen sich ab im sprudelnden Überschwall.

Man hört es der Stimme an: der rasselnde Kehlkopf gehört einem Rechthaber von einer Verbissenheit, die den[219] geringsten Widerstand als Beleidigung findet und vor nichts zurückschreckt, um sich durchzusetzen.

Ich kann den Mann nicht sehen; er steht unter der Vorderwand der Tribüne. Ein leidenschaftlicher Parteigänger muß er sein, der seinen Dickkopf als Widder benutzt, der Gegner stärkste Mauern umzurennen. Dabei kann es ihm aber geschehen, daß die vermeintliche Steinwand nur ein ausgespannter Papierstreifen ist, den er wild durchbricht, worauf seine rotunterlaufenen Augen voll komischen Entsetzens in schadenfroh grinsende Gesichter starren.

»Die wirtschaftliche Lehre des Marx ist abgetan. Der Marxismus ist tot.«

Solche und ähnliche Behauptungen fallen als unumstößliche Dogmen mit der Rücksichtslosigkeit des Beils, das die Köpfe glatt abschlägt.

Seinen Zuhörern scheint der Sozialistentöter das Unglaubliche zumuten zu dürfen. Soviel ich von meinem Platz aus wahrnehmen kann, nicken ihm drunten einige fröhlich Beifall. Andere richten ihre Blicke mit unbefangener Heiterkeit auf ihn und hören halb neugierig, halb belustigt zu.

Unter der Versammlung, soweit sie für mich sichtbar ist, fallen mir besonders drei Männer auf.

Der eine sitzt, mit drei anderen, hinter einem langen, grünverhängten Tisch, an der gegenüberliegenden Wand, unter einer runden Wanduhr. Mein Nachbar zur Rechten verrät mir, das sei der Regierungstisch.

Wirklich, auch die Minister des Großherzogtums machen einen gemütlichen und würdigen Eindruck.

Dieser mittlere Herr lenkt das Auge des Beschauers auf sich durch den Glanz einer Sokratesglatze, die aber als die natürliche Verstärkung einer intelligenten Stirn empfunden wird.

Die überhängenden weißen Brauen, der stark hinausgezogene graue Schnurrbart prägen dem Gesicht etwas[220] Entschlossenes, fast Hartes auf; um die Lippen schmiegt sich ein weicher, ja schwermütiger und müder Zug.

Die Augen blicken verschleiert, doch scharf und lachen manchmal im heimlichen Spott.

Die Haltung des Mannes verrät menschensichere Überlegenheit. Lässig in den Stuhl zurückgebogen, die linke Hand auf dem Tisch, den rechten Daumen in den Westenausschnitt verhakt, so lehnt er bequem, ohne Feierlichkeit, aber doch ganz der Weltmann, der im Augenblick seine Würde absetzt, weil er weiß, daß er sie in der Sekunde wieder haben kann.

An einem Tische rechts von ihm fesselt meine Aufmerksamkeit eine Gestalt, die äußerlich einen schroffen Gegensatz zu dem geschmeidigen Minister bildet. Über einer Brille eine Grüblerstirne, hinter der Brille aus dunkeln Tiefen heraus brennende Lichter, unter der Brille ein wie von Feuer durchflammtes Gesicht, zwischen struppigem Bart zwei starke Lippen um einen sinnlichen Mund. Mit tiefgebeugtem Kopf, stark vorgezogenen Schultern, mit auf dem Tisch verschlungenen Händen, hockt er in seltsam unbequemer Haltung und scheinbar eherner Gleichgültigkeit. Aber die Mundwinkel und die Augen sprechen, daß es eine Lust ist, ihr Spiel zu beobachten.

Der merkwürdige Mann mutet mich in seiner etwas plumpen Gutmütigkeit an wie ein friedlicher Bernhardiner, der am Boden kauert, den mächtigen Kopf zwischen den gekreuzten Vorderpfoten, und einer sich wütig gebärdenden Dogge mit unendlicher Geduld zuschaut, in dem sicheren Gefühl daß es ihn nur einen Sprung und einen Hieb kostet, um den Kläffer kleinzubringen.

Wie anders gibt sich da der dritte, der mein Auge besonders reizt! Er sitzt dem Redner gegenüber. Ein volkstümlicher Kopf, mit regellos durcheinander und auseinander wirrender Haupt- und Bartwolle, ein unstilisierter Prophetenkopf, ein zahmer Revoluzzerkopf. Aber die Augen reden Güte und das Gesicht strahlt Offenheit.[221]

An dem Mann ist alles in Bewegung. Er lauscht mit Augen und Mund; er entrüstet sich über die Ungeheuerlichkeiten, die er hören muß, mit Händen und Füßen. Das ist keine bloße Quecksilbernatur, der Mann hat Pulver im Blut.

Es ist ganz gewiß einer der Fünfe. Ich habe meine Lust an dem »Genossen«.

Wie ein übermütiger Junge den Hofhund mit Schimpfworten, Rutenstichen und Steinwürfen aufbringt, so fährt er dem Redner keck zwischen seine Ausbrüche hinein, ohne sich durch die Keulenschläge des Präsidenten stören zu lassen.

»Wie kann man so was nur sagen! Unerhört! So ein Blödsinn! Nein, nein, nein, nein!« Solche und ähnliche Rufe schwirren zu mir herauf.

Der würdige Herr Minister sieht dem temperamentvollen Gebaren des Roten zu mit der nachsichtigen Neugier eines Onkels, der sich an den Sprüngen seines Neffen erfreut, auch auf die Gefahr hin, daß der lebhafte Bursche ihm selbst einmal in den Bart und an die Weste gerät.

Nach jedem Steinwurf und Hetzruf aber setzt der Kläffer unter mir rauher und polternder ein.

Der mir so »sympathische« Redner klagt eben, daß sich die sozialistische Presse Luxemburgs an Volksverhetzung geradezu Entsetzliches leiste.

Der Genosse lacht schrillen Hohn und hämmert entrüstet mit den Fäusten vor sich hin.

Zum Beweis erbittet der Redner die Erlaubnis, einige Stellen aus der letzten Nummer des sozialdemokratischen Parteiblattes vorlesen zu dürfen; denn in diesem Blatte stehe nicht ein Satz, nicht ein Wort, nicht eine Silbe, die nicht darauf berechnet wäre, den wütendsten Haß zwischen Arbeitgebern und Besitzlosen zu säen.

Darauf verliest er, nach einer wirkungsvollen Pause, ich höre dabei einen Laut wie von heftigem Schlürfen an einem Glas, ein in dem Parteiblatt veröffentlichtes deutsches Gedicht: »Der Streik«. Er liest es mit dem Nachdruck[222] der sittlichen Entrüstung, die dem persönlichen Wunsch noch eigens nachhilft.

Ich lausche entzückt: Streikende Schmiede klagen ihre Not, heulen ihren Haß, läuten ihre Hoffnung in Versen, aus denen es dröhnt wie der Taktschlag fallender Hämmer und das Stürmen treibender Glocken.

Ich sage mir über dem Vortrag: »Ein Bravo! der Luxemburger Kammer. Von der könnte auch der deutsche Reichstag lernen. Hier wird die Liebe zur Kunst unmittelbar in die Tat umgesetzt. Sogar die neue soziale Lyrik kommt in ihrer Mitte zum Wort! Ich werde das Gedicht ›Der Streik‹ in meine Vortragsliste einschreiben.«

Über dem Niederrauschen der klangvollen Verse wird es in den Reihen der Herren Abgeordneten lebendig. Die Sturmflügel der Kunst brausen durch den Saal. Auch die Gleichgültigsten blicken gespannt auf.

Der Redner liest mit stets leidenschaftlicherem Nachdruck. Seine Hand fährt manchmal zwischen den Stäben der Galeriebrüstung empor. Sie schwingt ein zerknittertes Zeitungsblatt in die Höhe, daß es flattert wie eine von Gendarmenfaust erbeutete Fahne des Aufruhrs; in meinen Augen aber wirft es sich hoch wie eine schwarz gesprenkelte weiße Taube, die von Mörderfingern erdrosselt wird.

Dann ist die Dichtung zu Ende. Den Saal füllt eindringliches Schweigen.

Der Genosse ruft: »Das ist ja herrlich!« und klatscht Beifall.

Ich, in meiner Freude, klatsche mit.

Darob Aufregung um mich herum. Gesichter wenden sich mir zu, in Verwunderung, in Entrüstung.

Ich merke es: Die meisten Tribünenbesucher stehen auf seiten des Redners. Ach, und da sitzen ja auch einige katholische Pfaffen. Eben dolcht mich einer mit blitzenden Augen an aus einem Gesicht, grünlich, steinern, messerscharf. Hu, diese Inquisitorenfratze!

Ich denke in plötzlich aufloderndem Trotz: »Ei, ei![223] Ihr Luxemburger, ihr kleinen Luxemburger! Meines Vaters Sohn wollt ihr bange machen! Der sich bereits mit den Polizeigewalten dreier Großmächte herumgeschlagen hat, von Belgien nicht einmal zu reden! Eure geschnürten Jungen sehen aber nicht halb so wild aus. Na, ihr sollt mir einen preußischen Sozialdemokraten kennen lernen! Ihr Luxemburger Finsterlinge!«

Drunten ergießt sich der Redeschwall weiter. Wieder schlägt die gewürgte Taube mit den Flügeln hoch.

»So, meine Herren, so vergiftet man die Herzen des armen Volkes! So schürt man den sozialen Weltbrand. Solche Gedichte, meine Herren, sind ein Verbrechen!«

Ein doppeltes Hohngelächter durchschüttert den Saal. Ich bin der andere Lacher.

Um mich herum erneute, stärkere Aufregung. Ein Murren und Zischen. Einzelne Blicke suchen den Gendarm.

Ich denke: »Ihr könnt mir den Buckel runter! Ihr lieben Bürger und Kleinstädter!«

»In keinem Lande der Welt,« so geht die Predigt unten ihren Gang, »in keinem Lande der Welt hat die Sozialdemokratie auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge einen namhaften Fortschritt erzielt.«

Das ist stark. Ich fluche: »So ein unverschämter Schwefelfritz!« und recke mich hoch, um mir den Männeke einmal anzusehen.

Meine Augen umfassen einen eckigen Schädel mit flammenden Ohren über einem rot aufgequollenen Specknacken. Aber da bin ich schon auf meinen früheren Stand zurückgerissen.

»Ruhig bleiben! Maul halten! Schmeißt ihn hinaus!« so knurrt es drohend. Das geistliche Messergesicht scheint nach mir zu hacken.

Der Gendarm schiebt sich näher an mich heran.

Ich denke: »Immer kalt Blut und warm angezogen. Ich bin ein Preuße.«

Seltsam, daß das Vaterlandsgefühl, mit dem ich sonst[224] aber auch nie geprotzt habe, mir in diesem kleinen Land auf einmal solche Sicherheit gibt. Andere würden es »Preußische Frechheit« nennen.

Der »Arbeiterfreund« donnert fort. Plötzlich schlägt seine Stimme um. Sie macht sich butterweich, sie schmeichelt wie Baumöl, sie bebt vor Liebe.

»In diesen Irregeleiteten aber, meine Herren, achten wir die Kinder des einen Gottes, der auch für sie in den Tod gegangen ist. Wir nahen ihnen mit alles verzeihender Nachsicht, beugen uns über ihre Gebresten, hauchen sie an mit Worten des Lichts, salben ihre Wunden mit dem Balsam christlicher Charitas. In unsern Augen sind sie keine Stiefkinder des Schicksals, keine Opfer des ehernen Lohngesetzes, keine Parias; für uns, meine Herren, sind diese Ärmsten der Erde unsere Brüder in Christo, und wir wollen sie erlösen in der Liebe zu dem Gekreuzigten.«

Diese Phrase weckt einen lauten Widerhall des Beifalls, der besonders von der durch die Tribünenwand verdeckten Seite des Hauses ausgeht.

Auch der Genosse schlägt wütig die Hände zusammen, aber seine Zähne blinken Spott.

Ich kann mich nicht halten; so was geht mir über die Ohrzipfel. Ich schreie: »O du heiliger Strohsack!« und pfeife.

Ein unbeschreiblicher Sturm bricht los.

»Werft ihn hinaus! Schlagt ihn aufs Maul! 's ist ein Preuß!«

Drunten hämmert der Präsident auf sein Pult wie verrückt.

Von allen Seiten drängt es an mich heran. Fäuste ballen sich mir unter den Augen. Ein Ruck von links wirft mich nach rechts. Ein Stoß trifft mich in den Rücken. Ich, nicht faul, hole meinerseits aus, schlage, ohne mich umzusehen, und treffe den – Gendarm, der eben die Hand nach mir ausstreckt.

Nun ist es um mich geschehen.[225]

»Der Preuß vergreift sich an unsrer Polizei. Packt ihn. Hinaus mit ihm.«

Die Gendarmen – auf einmal sind sie zu zwei schleppen mich vor die Tür. Hinter mir lasse ich ein fürchterliches Chaos zurück.

»Wer sind Sie?« schnauzt mich ein Gendarm auf dem Treppenflur an.

»Ein deutscher Sozialdemokrat,« entgegne ich frech.

Die beiden Hüter der Ordnung blicken sich triumphierend an.

»Et aß ä Ro'uden! Än aus Preisen!« rufen sie den Umstehenden zu.

»Sie haben sich an mir vergriffen!« fährt mich der zweite an. »Das kommt Sie teuer zu stehen.«

Ich will mich entschuldigen. Man lacht mich aus. In jähem Niedersturz finde ich mich unten an der Treppe wieder, im Eingangsflur.

»Ich bin Zeuge! Er hat den Gendarm geschlagen,« kräht voll giftiger Bosheit ein kleiner Humpelbein.

»De knaschtege Preiß! An de Grond mat em!« tobt es von allen Seiten.

Der Inquisitor im flatternden Talar kommt auch die Treppe heruntergesprungen, das Jesuiterhütlein schief auf dem linken Ohr.

»Er hat den Herrn Schwartz geschimpft!« schrillt er. »Heiliger Strohsack! hat er ihm zugerufen.«

Ich platze fast vor Wut.

»Heiliger Strohsack Sie selber!« brülle ich ihm zurück.

Da bricht der Hexensabbat aufs neue los.

Man schleppt mich vor die Türe. Dort werde ich gefesselt. Man wartet auf einen Wagen.

Viel Volk umsteht uns, gafft, reißt Witze und geht. Auf einmal legt sich mir eine Hand sacht auf die Schulter.

Ich schau mich um. Mein freundlicher Führer hält vor mir. Seine Brille blickt mich halb spöttisch, halb mitleidig an.[226]

»Nun,« meint er halblaut, »haben Sie jetzt des luxemburgischen Geistes einen Hauch verspürt? Aber trösten Sie sich. Drunten im Grund söhnen Sie sich mit uns aus.«

Er lüftet den Hut und geht.

Ich frage, wer der liebenswürdige Herr sei.

Der eine Gendarm antwortet ohne allen Groll: »Der Herr da! Das ist der junge Advokat Marisch, der Verfasser des droben verlesenen revolutionären Gedichts: Der Streik.«

Das also ist er! Hätte ich die Hände frei, ich würde ihm meinen Hut nachschwenken, bis zur Erde tief.

Eine Viertelstunde später sitze ich hinter Schloß und Riegel. Im Grund, als Luxemburger Untersuchungsgefangener, auf Zelle fünfzehn.

Mein Fall lag klar, zum mindesten für die Polizei und die Richter.

Ich hatte eine öffentliche Kammersitzung durch Beleidigung eines Abgeordneten und sonstige Ungebühr mutwillig gestört. Ich hatte mich an der öffentlichen Gewalt in der Person eines Gendarmen tätlich vergriffen. Ich war in Deutschland mehrfach mit dem Strafgesetz zusammengestoßen; ich war wegen Beleidigung eines europäischen Monarchen ausgewiesen worden; kurzum, ich war ein gemeingefährliches Subjekt.

Als Verteidiger erbat ich mir den Dichter Marisch. Er sagte mir großmütig seine Unterstützung zu. Ich durfte mich mehrmals mit ihm unterhalten, nicht nur über meine gegenwärtige Notlage, auch von meinem Leben und meinen Hoffnungen mußte ich ihm viel erzählen.

Er tröstete und ermutigte mich. Dabei legte er sein reiches Herz vor mir auseinander. Gedichte hat er bis jetzt nicht im Bande veröffentlicht, sondern nur vereinzelt auf Flugblättern und in Zeitungen. Aber seine Verse zeugen von einer aufrichtigen Liebe zum armen Manne. Diesen Advokaten hat das Mitleid zum Dichter gemacht.

Er nahm sich meiner Sache mit Feuereifer an. Er bot vor Gericht die ganze Beredsamkeit seiner Dichterseele[227] auf; er suchte zu widerlegen oder abzuschwächen mit Nachdruck und Geschick, er zeichnete ein Bild meines Lebens und meines Wesens, das mich in der eignen Achtung hob. Er stellte mich schließlich hin als den Vertreter des vom Glücke stiefväterlich behandelten Proletariats, mit seiner Sehnsucht zum Licht, mit seinem Streben nach der Höhe, mit seinen schweren Niederlagen und kleinen Siegen, mit der unverwüstlichen Kraft der Hoffnung, die doch endlich die Summe der Erfüllung zu sich niederzwingen wird.

Er erwirkte mit diesen herrlichen Worten nicht ein mal mildernde Umstände. Die beantragten sechs Monate Gefängnis wurden mir zudiktiert.

Ich mußte mich in die Tatsache hineinfinden. Das rote Gespenst pochte eben an die Haustüre der Luxemburger Gesellschaft. Ich hatte mich zur roten Fahne bekannt mit einem Freimut und Stolz, der ein leichtes Gruseln hervorrief. Da durfte ich auf Nachsicht kaum Anspruch machen.

Vielleicht zahlte der preußische Störenfried auch für die wilde Energie, womit die Fünfmänner in der Kammer die Forderungen des armen Mannes vertraten und durch ihre »Berg« predigten die Besitzenden aus längst verjährter Unantastbarkeit emporschreckten.

Und schließlich ist auch diese neue Prüfung mir zum Heile ausgeschlagen.

Das unfreiwillige Semester im luxemburgischen Staatsgefängnis hat mich zum gebildeten Manne und zum reifen Menschen gemacht.

Ich habe in den beiden Anstaltsleitern Männer schätzen lernen, denen der Ehrenname »Mensch« im edelsten Sinne gebührt.

Ich bin in dem Anstaltsgeistlichen einem seelenvollen Priester begegnet, der dem Anders- und Ungläubigen mit gütiger Nachsicht Aussprache gestattete und Verständnis schenkte.

Er und der Unterdirektor liehen mir Bücher auf Wunsch.[228]

So las ich z.B. Chateaubriands Werke. Ich schwelgte in der königlichen Prosa dieses Franzosen, der im Leben als langweiliger Aristokrat seinen gelangweilten Hochmut friedlos von Stadt zu Stadt, von Diwan zu Diwan trug und auch in seinem Grabe noch Zeugnis ablegen wollte für sich als den Einzigen und Einen.

Besonders gefiel mir »Le Génie du Christianisme«. In diesem Buche weiß der literarische Grandseigneur erhabenen Frieden und weihevolle Würde um sich zu verbreiten.

Eine ähnliche Stille und Vornehmheit lagert auch über der Straße, die Paris, mit glücklichem Verständnis für seine schriftstellerische Eigenart, nach Chateaubriand benannt hat. Nach dem lärmvollen Gewühl des Großstadtlebens empfängt den Spaziergänger diese Straße mit wohltuender Ruhe. Dieselbe Feier erfüllte ganz mein Inneres, wenn ich, ermüdet von dem Wirrwarr des Tages und dem seichten Geschwätz der Gesellschaft, zu diesem Buche der Ehrfurcht und der großen Gedanken flüchten durfte.

Der Geist des Christentums, der seine Blätter durchdringt, ist auch heute noch lebendig.

Durch fast zwei Jahrtausende hat die Kraft dieses Geistes an der europäischen Seele herumgeformt und gestimmt und in sie hineingesenkt alle guten Empfindungen und Triebe.

Aber er mußte, um zu bestehen und zu wachsen, sich lösen aus der eifersüchtigen Umarmung der Kirche. Wie das erstarkende Kind der Mutterbrust, so hat er sich ihrer entwöhnen lernen und wandelt nun unter der Sonne, ein ewiger Jüngling, ein Ritter sonder Furcht und Tadel, zum Höchsten bereit und dem Schwersten gewappnet.

Gerechtigkeit krönt seine Stirne, sein Auge strahlt Frieden, Kraft zuckt in seinen Armen; sein Hauch ist bald wie das Atmen der Blumen, bald wie das Brausen des Weltmeers; sein ganzes Wesen durchleuchtet und umschimmert Liebe, Liebe, Liebe![229]

Liebe zum Wurm und zum Stern, zum Leib und zum Geist, zum Jenseits und zum Diesseits, ohne Rückhalt, ohne Hoffnung, ohne Anspruch, Liebe aus Liebe!

Er heißt nicht ausschließlich mehr Christentum, er nennt sich auch Menschenliebe.

Und wahrlich, ihr Kleingläubigen, ich sage euch: In diesem Geiste wird selbst die Kirche ihre Verjüngung und Befreiung finden.

Freilich, zum überlieferten Gottesglauben hat mich die aufrichtige Bewunderung für den Geist des Christentums nicht zurückgeführt.

Mein Unglaube wurzelt nicht im Verstand, er wurzelt im Herzen, im Gefühl.

Mein Herz sträubt sich, von einem Gott zu glauben, was an den Menschen gehaßt und verachtet wird. Der dogmatische Gott, der Gott der Bibel, ist ungerecht, grausam, unversöhnlich. Um ihn zu glauben, müßte ich in mir ertöten, was mir als des Lebens Blüte süß und heilig ist: Mitleid und Erbarmen!

Das Ringen mit dem Geiste Gottes hat mich manch schweren Kampf gekostet. Hier will ich nicht in die Entwicklung dieser Nöte eingehen. Nur mit einigen Versen, die ich in den Wochen der innern Einkehr zusammengestellt habe, deute ich die bittern Pfade an, auf denen sich mein Zweifel vorwärts schleppte, und die unheimlichen Abgründe, aus denen mein Unglaube wieder zum heitern Lebensmute empordrang. Ihr dichterischer Wert ist wahrscheinlich gering, aber als seelische Urkunde mögen sie bestehen können.


Judas Ischarioth.

Wie man verdammen dich kann,

Beklagenswerter Mann,

Judas, ich denk' es vergebens;

Wohl übtest du Verrat,

Doch deine Schächertat

Ward allen Lichtquell des Lebens.
[230]

Als er die Menschen verstieß,

Doch den Erlöser verhieß,

Da wollte Gott dein Verderben.

Damals schon stand das Gebot:

Durch Judas Ischarioth

Soll Jesus Christus sterben.


Du kamst auf unsern Stern,

Du wirktest als Werkzeug des Herrn,

Wozu du wardst erkoren;

Du küßtest den Gottessohn,

Da ward der Strick dein Lohn,

Ging dir der Himmel verloren.


Der Heilsgedanken Knecht,

Hast du das Menschengeschlecht

Mitsamt der Gottheit verpflichtet.

Doch wie dein Werk getan,

Beklagenswerter Mann,

Da wardst du gerichtet, vernichtet.


Ungläubig.

Der du allwissend bist,

Du weit, wie ich zu jeder Frist

Nach rechts, nach links mich entscheide;

Du weißt, noch eh sie geboren,

Ob die Milliarden erkoren

Zum ewigen Glück, zum ewigen Leide.

Doch schufest du Eva, du schufest mich,

Du schufest die Milliarden alle,

Zum Elend, weil zum Sündenfalle –

O das zu denken ist fürchterlich.


Hätt' ich, der Mensch, als mir zur Lust

Ein Kind geboren ward, gewußt,

Es werde geboren zur Sündenschand',

Es sei erkoren zum Höllenbrand,

Wenn auch durch seine Schuld,

Doch auch durch meine Schuld,

Wie sehr es mich in blutender Brust

Geschaudert,

Nicht hätt' ich gezaudert,

Erdrosselt hätt' ich's mit eigner Hand.
[231]

Du aber stößt uns in diese Welt,

Du weißt beim Kern, wie die Krone fällt,

Verdammst uns zu Qualen ohn' Ende

Und wäschst dir in Unschuld die Hände.

Wie unsre Seufzer dampfen, wie unser Jammer schreit

In Ewigkeit, in Ewigkeit,

Du lächelst in deiner heitern Seligkeit.

So tust du Milliarden, so tust du mir!


Himmlischer Vater, Allerbarmer,

Du Armer,

Welchen Schimpf erweisen sie dir!


Aber dieser Winter gezwungener Muße ist mir noch in anderer Weise von unschätzbarem Segen gewesen. Zum erstenmal im Leben habe ich in diesen Monaten mir ganz allein gehören dürfen. Endlich fand ich so die Zeit, deren ich bedurfte, um die Erfahrungen alles dessen zu ziehen, was ich während der langen Wanderjahre gelernt hatte.

Zum erstenmal im Leben spannte mich der vertrauensvolle Auftrag des Gefängnisleiters hinter eine Arbeit, die, literarisch im höchsten Sinne, meine ganze Kraft mit Beschlag belegte. Zum erstenmal im Leben konnte ich an einer Tat beweisen, ob ich wirklich auf dem Wege sei, wie ich in Paris wähnte, ein Schreiber zu werden, der sich seines Deutsch nicht weiter zu schämen brauche.

Ich wage zu hoffen, daß dies Probestück nicht zu kläglich ausgefallen ist.

Jetzt meistere ich, das Gefühl sagt es mir, das Werkzeug, das mich befähigt, vom Tage meiner Entlassung an, ein neues Leben aufzubauen und alte Lieblingsträume zu verwirklichen.

Wohl darf ich also diese aufgezwungene Ruhe preisen als die vorbereitende Keimzeit meines Mannesfrühlings.

Inzwischen ist draußen der Mai wieder eingezogen. Die grauen Felsen, die im Winter nur vom düstern Pelz des Efeus umhängt waren, haken bunte Bänder, stecken bunte Sträuße vor. Über die schwarzen Bretterverschläge und hohen Mauern herüber weht es wie Fliederduft.[232]

Bald naht der Sommer, die Erde zu umarmen mit bräutlicher Liebesglut. Im Kusse seiner Manneskraft sprudeln Springbrunnen des Lebens.

Auch mir sind dann die Tore zur Freiheit bereits geöffnet worden.

Freiheit! Die Sehnsucht singt mir aus diesem Wort ihr altes Zauberlied, die Sehnsucht nach der Weite.

Aber nicht mehr als Landstreicher will ich die sonnenbestaubten Straßen ziehen. Und nicht mehr will ich hadernd das Vaterland meiden.

Auf dem nächsten Wege wird der Ausgewiesene des Reiches Marken zustreben, jenseits der Wasserbilliger Brücke, wo die schwarz-weißen Steine den Straßenrand säumen.

Unser Schuldbuch sei vernichtet!

Mit diesem Gelöbnis will ich die Heimat wiedergrüßen und ihr Treue halten, solange nicht mein Dämon mich wieder draus verstößt.

Aber nicht nur als Preuße oder Deutscher kehre ich heim: Ein Mensch bin ich, der zu Menschen will.

Ich werde mich meines Deutschlands nicht mehr schämen.

Ich werde den reichen deutschen Sprachhort hegen und pflegen: Ich werde aus seinen Edelmetallen Gebilde formen, die mir Verzeihen und Vergessen kaufen für den Leichtsinn meiner Jugend.

Vor allem aber werde ich meine neugeborenen Kräfte einsetzen für die Verwirklichung meines erdumspannenden Zukunftstraumes.

Denn fester als je wächst in mir der Glaube an den Sieg des Guten, auf der ganzen Linie, jenseits von Kirchen und Kapellen, an den Sieg der reinen Menschenliebe.


Gestern ruhten in den Werkstätten Rad und Hammer unter dem Feierruf des ersten Mai. Ich beteiligte mich vom Gefängnishof aus an diesem Jahresfest der Arbeiterwelt.[233]

Drüben, hoch über der Alzette, aus einer Felsenspalte, drängt ein Schlehenstrauch seine krause Blütengarbe vor. Weich und weiß wie Baumwolle quillt sie über den Rand. Und da liegt vor meinen Augen die Maienflur. Quer durch die Ackerbreiten hin, die Feldwege entlang, buschen sich blendend weiße Hügel. Und viele Menschen mit Arbeiterrücken, in Arbeiterröcken, wandeln vorbei, schwerfälligen Ganges, Männer und Frauen, und sie greifen in die weiße Fülle hinein und holen sich eine weiße Flocke heraus und heften sie an Hut und Brust.

Und sie schreiten weiter, lachend und blütengeschmückt.

Und nun schaue ich sie, sie selber, als Schlehensträuche in der weiten Menschenflur, bescheiden, genügsam, düster, rauh und dornig, wie ihre Brüder im Pflanzenreich, und doch auch wie diese durchpulst von aller Sehnsucht, aller Keimkraft, die, beim Kusse der Sonne, in weißen Wundern an den Tag emporbrechen und zu Blumenhecken schwellen, in denen die Frühlingsstrahlen tändeln und die Vögel des Himmels nisten. Und da steht in Flur und Garten kein Baum und kein Strauch, der herrlicher wäre als sie.

Und bei dieser Erkenntnis jubelt mein Herz auf und stimmt in einem Lied mit ein in die Millionenfeierchöre des ersten Maitags.

Als letztes Bekenntnis meines fröhlichen Menschenglaubens setze ich das Lied an den Schluß dieser Lebensbeichte.

Aus der Enge meiner Gefangenenzelle heraus widme ich diesen Brudergruß allen Armen und Unfreien, allen Sehnsüchtigen des Lebens.


Schlehenblüte.

Dies ist die Zeit der Schlehenblüte.

Nun ström' hinaus in Feld und Hag,

Wem schwer auf Schultern und Gemüte

Die Winterhaft des Lebens lag!

Dies ist die Zeit der Schlehenblüte,

Dies sei der Sorgen Feiertag!
[234]

Frischauf, zum wohligen Genießen,

Am Sonntagshut den Schlehenstrauß!

Die jungen Maienstrahlen gießen

Den goldnen Tau der Freuden aus!

Frischauf, zum wohligen Genießen

Ins farbenbunte Erdenhaus!


Weit strahlt der Lichtpalast der Sonne,

Kein Herrenwort gebietet hier.

O badet euch in Frühlingswonne,

Berauscht euch an der Blütenzier.

Weit strahlt der Lichtpalast der Sonne

Und Sonnenkinder sind auch wir!


Müßt ihr dann wieder Knechte werden

In dunkler Haft, in dumpfer Pflicht,

Ein Schönheitswiderglanz der Erden

Füllt eurer Kerker Dunst mit Licht.

Und müßt ihr wieder Knechte werden,

Ihr duldet stark und zweifelt nicht.


Einst kommt die Zeit der Schlehenblüte,

Die Maienzeit in Menschenhag;

Dann steht mit singendem Gemüte,

Was früher stumm in Nöten lag.

O Wonnezeit des Schlehenblüte!

Maifeiertag! Weltfeiertag!

Quelle:
Bergg, Franz: Ein Proletarierleben. Zweite Auflage, Frankfurt a. M. 1913, S. 216-235.
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Der Weg ins Freie. Roman

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Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.

286 Seiten, 12.80 Euro

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Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

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