Wozu ich mir Hoffnung machte bei dem Auszuge aus der Selbstbiographie Edelmanns, den ich in der historischen Zeitschrift, herausgegeben von Hrn Prof. Niedner, Jahrgang 1846 Heft 3, Pag. 443 ff. mittheilte, dem Publikum einst noch das ganze Werk vorlegen zu können, das ist jetzt in Erfüllung gegangen. Durch die gütige Vermittlung des Hrn. Consistorialraths Prof. Neander habe ich in dem Herrn Karl Wiegandt einen bereitwilligen Verleger für diese Autobiographie Edelmanns gefunden. Außerdem habe ich dem hiesigen Bibliothekar, Herrn Prof. Petersen für seinen Beistand zu danken, dieser hat mich nicht nur zuerst auf dieses auf der hiesigen Stadtbibliothek befindliche Manuscript aufmerksam gemacht und mir von der Behörde die Erlaubniß zur Herausgabe desselben bewirkt, sondern mir auch zur freien Benutzung seinen in dem hiesigen historischen Vereine gehaltenen Vortrag über den Abschnitt aus Edelmanns Leben vom Schluß der Autobiographie bis zu seinem Tode gegeben. Von diesem Vortrage theile ich dem Leser nur die Periode, die sich bis zu Edelmanns Aufenthalt in Altona erstreckt, in etwas anderer Reihenfolge und Form mit, wie es die Verschiedenheit der Verhältnisse erfordert: der übrige Theil des Vortrags ist nur etwas zusammengezogen.
So dankbar ich nun auch dem Herrn Prof. Petersen für Aufmunterung und Unterstützung bin, so muß ich doch bekennen, daß ich zuweilen bedenklich war, die Herausgabe zu übernehmen, theils schien es mir nicht eben erfreulich meinen[3] Namen mit Edelmanns Namen zusammenzustellen, theils fürchtete ich auch den Schaden, den das Werk anrichten könnte. Allein was das Erstere anbetrifft, so fühle ich mich doch eben dazu hingezogen, den Häretikern ihre rechte Stelle in der Geschichte der Kirche anzuweisen; von Schaden aber kann wohl wenig mehr die Rede seyn, da man jetzt in allen Kreisen dergleichen Geister wie Edelmann Schockweise findet, und wo jemand sollte geärgert werden, da habe ich mich auf seine Seite gestellt. Freilich habe ich nur selten eine kurze Anmerkung gemacht, denn ich hätte sonst fortwährend polemisiren und das Lesen des Buchs unerträglich machen müssen, auch fand ich dazu keine Veranlassung, denn Edelmanns Theologie ist eine sehr seichte, die wohl jetzt keine Widerlegung mehr verdient. Für die Anschauung des vorigen Jahrhunderts in der Kirche und im gemeinen Leben scheint mir diese Biographie eine ganz erfreuliche Zugabe, besonders wichtig um uns über die Entwicklung des Unglaubens zu belehren.
Das Manuscript ist deutlich geschrieben, aber die Abschreiber (denn 2 scheinen es wenigstens gewesen zu seyn) haben eine willkührliche Orthographie gehabt. Die lateinische und griechische Sprache haben sie nicht verstanden, aber auch in der deutschen viele Fehler gemacht, größtentheils habe ich diese alle beibehalten. Die Abschreiber bleiben sich übrigens nicht gleich, sollte wird z. B bald mit einem l, bald mit doppeltem l geschrieben, ebenso können usw. Doch scheint auch wiederum ein gewisses Gesetz in der Orthographie zu herrschen. Die persönlichen Fürwörter z.B. werden in der Regel groß oder klein geschrieben nach dem Maaß der Achtung, in welcher die Personen bei dem Verfasser in dem Augenblick standen, die Wichtigkeit des Gegenstandes ist überhaupt das Gesetz für die Schreibart mit großen oder kleinen Buchstaben, obschon dies Gesetz nicht durchgängig beobachtet wird.
Und somit mag denn diese Biographie dem verehrten Leser[4] übergeben werden mit dem Wunsche, daß die hier beschriebene Zeit recht bald eine durchaus abgeschlossene werde und bei der ferneren freiern Entwicklung der Kirche von unserer Seite die Fehler vermieden werden, welche eine solche Zerrüttung des Gebäudes fast nothwendig machten, das auf dem Grunde, außer dem kein Heil ist, auf Jesus Christus erbauet wurde.
Hamburg, 21. Februar 1848.
W. Klose.
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