Absonderungsgläser

[9] Absonderungsgläser dienen zur Abscheidung mehrerer übereinander stehenden Flüssigkeiten, der Oele vom Wasser, der Niederschlagslaugen von Präzipitaten u.s.w. Besonders sind deren zwei im Gebrauche: der Scheidetrichter (welches siehe) und der Heber (welches siehe).

Man kann sich aber vorzüglich zur Absonderung der äusserst flüchtigen Geister, besonders der Aetherarten von dem darunter stehenden Wasser, womit man sie gewaschen hat, noch eines andern Gefäßes bedienen, welches den Vortheil besitzt, daß der Aether nicht nur rein vom Wasser herabgebracht wird, sondern daß auch beinahe nichts davon verfliegt, während man mehrere Gläser damit anfüllt.

Es ist eine schmale hohe zylindrische Flasche, welche ein Paar kleine Tubulatröhren unter der halben Höhe hat, die beide wie Hähne senkrecht durchbohrt sind. In dieser senkrechten Durchbohrung steckt ein Federkiel, welcher die Stellen des Hahnwirbels vertritt; seine offene Spitze ist nach unten zugekehrt, und der mittelste Theil öfnet sich mit einem kleinen Loche nach der Flasche zu, wenn man den Kiel so gedrehet hat, daß der Aether auslaufen soll. Der über dem Hähnchen emporstehende Theil der Spule ist schon ein solides Stück der Feder, folglich ohne Oefnung; mit diesem drehet man die Spule im gläsernen Röhrchen nach Belieben auf oder zu. Die unten sich öfnende Spitze der Spule wird, wenn man den Aether ausüllen will, in die Mündung des kleinen Gläschens gesteckt, worin er aufbewahrt werden soll.

Wenn sich der Aether im Absonderungsglase über dem Wasser nicht gerade in der Höhe befindet, daß seine untere Fläche einem von beiden Hähnen gegenüber steht, so darf man, ehe der Hahn aufgedrehet wird, dem Absonderungsglase nur eine etwas geneigte Stellung geben, um die untere Fläche des[9] Aethers mit einem von beiden Hähnen in gleiche Höhe zu bringen.

Am besten pfropft man die obere Mündung der Absonderungsflasche mit einem Korke zu, durch welchen ein Stück von einer sehr feinen Glasröhre geht, in die man ein Tröpfchen Mandelöl sich ziehen läßt, welches immer darin hängen bleibt. Durch dieses Röhrchen kann die nöthige Luft hinein, wenn der Aether ausfließt, es läßt aber keinen Aetherdunst heraus.

Die Phiole zum Abgießen (welches siehe) gehört auch zu den Absonderungsgläsern.


Absonderungsglas.
Absonderungsglas.

Absonderungsglas.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 9-10.
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