Abziehen

[12] Abziehen, heiße im weitläuftigern Sinne Destilliren (welches siehe), aber im engern Verstande: eine flüssige Materie über einem andern Körper destilliren, damit erstere mit den Kräften des letztern geschwängert herübergehe. So entstehen z.B. die Liqueure, indem man Wein oder Branntwein in das Destillirgefäß mit gewürzhaften Wurzeln, Rinden, Blumen oder Saamen thut, und den Geist davon herüber zieht. Nimmt man Wasser, so entstehen die destillirten Wässer. Man sagt auch im engern Verstande Abziehn, von Flüssigkeiten, die man durch Destillation von festern Substanzen absondert, die dann in der Retorte zurückbleiben, und den beabsichteten Zweck der ganzen Arbeit ausmachen. So wird der Weingeist von der Jalappentinktur durch Destillation abgesondert, und so von dem zurückbleibenden Jalappharze abgezogen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 12.
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