Bdelliumgummi

[94] Bdelliumgummi (Gummi bdellium). Dieses Gummiharz rührt von einem noch unbekannten in Guinea, Arabien, Medien und Indien wachsenden Baume her. Es kömmt unter verschiedner Gestalt und Güte zu uns.

Das beste bestehet aus kleinen länglichtrunden Klümpchen, welche äusserlich eckig runzlicht, röthlich, durchscheinend, von glattem Bruche, widrigem schwachen Geruche, und etwas widrigem, bitterlichem, dem venedischen Terbenthin ähnelnden Geschmacke ist. Beim Kauen wird es schwerlich weich, und zerreibt sich eher. Am Lichte schmilzt es nicht, brennt aber hell, mit balsamischem Geruche. Der Rauch ähnelt dem gebrannten Mehle.

Die Hälfte löset sich zur trüben widrigbalsamisch riechenden, ekelhaft bitter schmeckenden Flüssigkeit im warmen Wasser auf, den Rest nimmt der Weingeist zu einer geruchlosen Tinktur in sich, welche sich in Wasser zersetzt. In den beiderlei Oelen wird es nur sehr unvollkommen aufgelöst. Die vollkommenste Auflösung entstehet im tartarisirten Weingeiste, in Weine und Essige. Vom Aether wird es nicht vollständig aufgelöst.

Die zweite Sorte kömmt in großen Klumpen von dunkelbraunröthlicher[94] Farbe zu uns, sieht auf dem Bruche wie Tischerleim aus, und ähnelt oft an Geruch und Geschmack einer unreinen Myrrhe.

Beigemischtes arabisches Gummi wird an seiner Farbe, seiner Leichtauflöslichkeit in Wasser und Unauflöslichkeit in tartarisirtem Weingeiste erkannt.

Ehedem brauchte man das Bdellium als zertheilende Räucherung, vorzüglich gegen die blinde Goldader, innerlich gegen hysterische Anfälle. Es läßt sich leicht entbehren.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 94-95.
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