Bitterkirsche

[124] Bitterkirsche, Prunus mahaleb L. [Jacq. fl. austr. 3. Tab. 227] mit straußförmigen Blüthen am Ende der Zweige, und herzförmigen Blättern, welche dicke und stark und mit zwei Drüsen versehen sind. Dieser auf steinichten Bergen auch in Deutschland wildwachsende kleine Baum zeigt seine Blüthe im Mai und Brachmonat, und seine erbsengroßen bitterlichen Beeren reifen zu Ende des Heumonats.

Die großen Steine dieser Beeren enthalten einen bittern Kern (nuclei mahaleb) von einem bittermandelartigen Wohlgeruche, der seiner Aehnlichkeit mit Wanzen ungeachtet sehr lieblich ist. Gepülvert werden sie zu wohlriechenden Seifen genommen.

Die ihnen beigelegte erhitzende Wirkung scheint nicht gegründet, da das wohlriechende Oel, welches sie in der Destillation liefern, voll des eigenthümlichen Grundwesens der Lorbeerkirsche und der bittern Mandeln zu seyn scheint, und gewiß arzneilicher Versuche werth ist, da es in ganz bestimmbaren Gaben gebraucht werden kann, welches bei dem fast nie von gleicher Stärke zu erhaltenden Kirschlorbeerwasser der Fall nicht ist.

Blumen und Blätter liefern ein ähnliches wohlriechendes Wasser.

Das gleichfalls (vorzüglich trockne) sehr wohlriechende Holz (lign. sanctae luciae, St. Gregoriusholz) soll von den Spaniern in der Wasserscheu gebraucht worden seyn.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 124.
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