Bitterquassie

[125] Bitterquassie, Quassia amara L. [Amoenit. acad. 6. p. 429. ic.] Dieser in Surinam an den Flüssen, in Cayenne und St. Croix wachsende, mittelmäsige, von einem Neger Quassi, oder vielmehr Coissi also benannte Baum, hat auf zweigegliederten Stielen gefiederte Blätter aus fünf wechselsweise gestellten Blättchen zusammen gesetzt.

Das von Aesten sowohl, als vom Stamme genommene Holz (lign. quassiae) ist weiß gilblich, hart, zähe, ziemlich leicht und locker, in dünne Blättchen spaltbar, auf dem Schnitte mit feinen aus der Mitte gehenden parallelen Strahlen und kleinen etwas vertieften Punkten bezeichnet, und mit einer dünnen blaßweißen, inwendig graulichen, zerreiblichen, leicht abzulösenden Rinde bekleidet. Das Holz ist geruchlos, von einer beim Kauen nach und nach bis zum äussersten Grade steigenden, nicht unangenehmen Bitterkeit, die sehr lang im Munde bleibt und nichts Zusammenziehendes auf der Zunge (so wie auch nicht durch Eisenvitriol) verräth. Die Rinde entwickelt ihre Bitterkeit im Munde noch geschwinder.

Die Gewächssäuren verschlucken viel von der Bitterkeit des Holzes. Der wässerige, kalte, zweitägige Aufguß ist wasserhell, aber bittrer als der heiße gilbliche oder der Absud, weil viel bittere Theile verfliegen; denn das destillirte Wasser ist bitter.

Die geistige Tinktur ist gilblich und höchst bitter. Verschiedne Beobachter haben ein verschiednes Verhältniß an Extrakten erhalten, an wässerigem 1/9 bis 1/6, und an geistigem 1/32 bis 1/24.

Bei der Auswahl nehme man nicht die dünnsten, am wenigsten die mit dunkeln Flecken und Striefen durchzognen Stücken Holz, welche schon einen Theil ihrer Bitterkeit verloren haben.

Die Westindier schieben dem ächten Quassienholze zuweilen das in Kräften höchst verschiedne Holz von Rhus metopium L. [Sloane bist. Iam. 2. Tab. 199. Fig. 3.] unter, dessen Rinde glatt, weißgrau, am Holze festsitzend, und hie und da mit schwarzen Harzflecken bedeckt ist, und wie jedes Sumachholz, in eine Vitriolauflösung gelegt, sogleich schwarz wird.

Bei straffer Fiber mit übermäsiger Reizbarkeit verbunden, und bei Neigung zu Aufwallung des Blutes und der Galle giebt es, wenn man stärken will keine dienlichere[125] Gewächssubstanz, als Quassie in irgend einer Form.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 1. Teil, Leipzig 1793, S. 125-126.
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