Filipendelwedel

[301] Filipendelwedel, Spiraea filipendula, L. [Zorn pl. med. Tab. 394] mit unterbrochen gefiederten Blättern, deren ganz glatten gleichbreit lanzetförmigen Blättchen hie und da sägeförmig gezahnt sind, und mit afterschirmförmig stehenden Blütchen, ein zwei Schuh hohes Kraut, mit mehrjähriger Wurzel, welches auf trocknen Wiesen im Brachmonate blüht.

Unter der Wurzel (rad. filipendulae, rad. faxifragae rubrae) versteht man eigentlich die an den Zasern der dünnen spindelförmigen Hauptwurzel hängenden im späten Herbst auszugrabenden Knollen, welche etwa von der Größe einer Olive, oder etwas größer, äußerlich mit einer dunkelbraunen Schale umzogen sind, innerlich aber aus einem weißen harten Marke bestehen. Sie riechen lieblich nach Pomeranzenblüthen, und haben einen etwas adstringirenden bitterlich süßlichen, angenehmen und fast allzustark pomeranzenblüthähnlichen aromatischen Geschmack. Gesotten sind sie mehlig und von angenehm bitterm Geschmacke, und scheinen dann eine den Magen gelind stärkende Speise für Genesende abzugeben. Man hat ihnen auch Schleim zertheilende und Harn treibende Tugenden zugeschrieben.

Ehedem bediente man sich auch des Krautes (hb. filipendulae), welches einen zwischen bittern Mandeln und Pomeranzenblüthen inne stehenden Geschmack besitzt, und der ähnlich riechenden und schmeckenden Blüthen (fl. filipendulae), letztere vorzüglich, um der Milch einen lieblichen Geschmack mitzutheilen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 301.
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