Flußkrebs

[311] Flußkrebs, Cancer astacus, L. Ein flügelloses Insekt, mit großem Schwanze, glatter Brust, und an den Seiten gezähntem Schnabel, an dessen Grunde auf beiden Seiten Ein Zahn steht. Dieses bekannte schmackhafte Thier, welches größtentheils von faulen thierischen Substanzen lebt, lieferte unsern Vorfahren die sogenannten Krebssteine (Calculi, Lapides, Oculi Cancrorum), harte halbrunde, auf der innern Seite vertiefte Körper, welche aus einer milchartigen Substanz, (die sich im July äußerlich an beiden Seiten des Magens der, ihre harte Schale zu dieser Zeit ablegenden, Krebse zwischen zwei Häuten erzeugt) in diese Form erhärten, und zur Bildung der neuen Schale dienen, indem sie nach und nach verschwinden.

Diese Krebssteine, welche in großer Menge aus Astrakan, der Moldau und Polen zu uns geschickt werden, bestehen aus konzentrischen Blättern, ihrer Natur nach aber aus dreizehn Theilen Kalkerde und zwei Theilen Gallerte, welche Phosphorsäure enthält.

Man unterscheidet die wahren von den aus Thon, oder Kalkerde und Hausenblase künstlich geformten daran, daß jene sehr leicht sind, nicht an der Zunge kleben, in Säuren aufgelöst eine durchsichtige Gallerte in der Gestalt des Krebssteines übrig lassen, vorzüglich aber daran, daß sie, wie man beim Zerbrechen sieht, aus Blättern zusammengefügt sind, welche konzentrische Lagen bilden.

Sie vernichten die Säuren in den ersten Wegen, und besitzen keine andern Arzneikräfte, als die übrigen Kalkerden.

Daß das Pulver der gedörrten Krebse im Nieren- und Blasengeschwüre, und im tollen Hundsbiß dienlich sey, glaubt jetzt niemand mehr.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 311.
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