Freisamveilchen

[317] Freisamveilchen, Viola tricolor. L. [Zorn pl. med. Tab. 290.] mit eiförmigen, gezahnten Blättern, und Blumenkronen, welche zweimal so groß, als die glatte Blumendecke sind, ein sechs bis acht Zoll hohes Sommergewächs, welches den ganzen Sommer überblüht.

Das Kraut (hb. laceae, hb. Iaceae tricoloris, hb. trinitatis. hb. Violae tricoloris), welches beim Kauen einen lieblichen einigermaßen pomeranzenblüthähnlichen Geruch, und einen nicht unangenehmen schleimigen Geschmack zeigt, besitzt nebst der ähnlich nur stärker schmeckenden und riechenden Wurzel und den bitterlich schärflich schmeckenden, geruchlosen Blumen (flos. trinitatis. Viol. tric.) purgirende und Uebelkeit erregende, auch davon abhängende Schweiß und Harn treibende Kräfte, und hat sich als ein sehr gutes Mittel in den Zuckungen der Kinder (Freisam und Frase genannt), so wie in allen Hautausschlägen schon seit langen Zeiten berühmt gemacht. In neuern Zeiten ist es als sehr dienlich in dem Gesichtsausschlage der Kinder (Sägesprünge, Milchgrind, Ansprung genannt) befunden worden, wiewohl man es nicht als spezifisch darinn ausgeben kann.

Der halbstündige Aufguß der vorzüglich frischen oder frisch getrockneten Pflanze und Wurzel ist weit kräftiger und lieblicher von Geschmack und Geruch als das Dekokt, oder der langdaurende Aufguß.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 317.
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