Gartenengelwurzel

[331] Gartenengelwurzel, Angelica sativa, Off. scheint eine Abart der Angelica archangelica, L. ( Erzengelwurzel) zu seyn, welche sich jedoch durch ziemlich beständige Kennzeichen unterscheidet. Sie wird nur drei Fuß hoch, Blätter und Schirme sind kleiner als bei der Erzengelwurzel, die Blumenblätter sind grün und die Staubfäden weiß. Geruch und Geschmack ist weit stärker gewürzhaft. Sie ist gewöhnlich zweijährig, ist an den mitternächtlichen Meerufern einheimisch, und liebt in Gärtern den Stand dicht an Wassergräben.

Die braunschwarze Wurzel (rad. Angelicae sativae) besteht gewöhnlich aus einem etwas dicken Kopfe, der sich bald in dicke und dünnere Fasern zertheilt; ihr weißes Mark zeigt aufgeschnitten viel gelbe Harzpunkte, ihr ganz eigner Geruch ist sehr aromatisch, und ihr Geschmack ist ein Gemisch aus dem beißend Gewürzhaftbittern und dem Süßen. Man hat ihr viel Hülfe in der krampfhaften und hysterischen Kolik, und überdem ermunternde Magenstärkende, und Brustschleim zertheilende Kräfte zugeschrieben; vorzüglich für kalte, phlegmatische Naturen. Sie muß zu Anfange des Winters, oder sehr zeitig im Frühlinge gesammelt völlig getrocknet und in verstopften Gefäßen aufbewahret werden, weil sie sonst leicht wurmstichig wird. Sie gibt 1/128 eines sehr kräftigen ätherischen Oels.[331]

Die eirunden, auf der einen Seite platten, und mit einer Längenfurche versehnen, auf der andern erhabnen, mit drei Ecken besetzten Samen (sem. Angelicae sativae) haben auf beiden Seiten einen häutigen Rand, einen gewürzhaften Wohlgeruch, und einen aromatischen, brennenden Geschmack. Man schreibt ihrem seltnen Gebrauche gleiche Kräfte als der Wurzel zu.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 331-332.
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