Gold

[368] Gold, (Aurum). Dieß theure, fast unzerstörliche, sehr dehnbare, auf 19, 64 schwere Metall, welches von keiner Säure außer dem Königswasser und der dephlogistisirten Salzsäure aufgelöst wird, und Glasflüssen eine Purpurfabe mittheilt, scheint eher zur Haupttriebfeder der ganzen Heilkunst als zum Heilmittel geschaffen zu seyn. Demungeachtet hat man in den Zeiten der Dämmerung der Chemie, wo man durch angebliche radikale Auflösung des Goldes den Geist dieses Metalls ausziehn zu können wähnte, um ein allgemeines Veredlungsmittel der ganzen Schöpfung (der unedlern Metalle, der menschlichen Lebenskräfte u.s.w.) daraus zu erhalten, das Gold unter die Heilmittel zu setzen angefangen.

Das Blattgold (aurum foliatum) ist das zum Vergolden äußerst dünn geschlagene Gold (1/25000 einer Linie stark), womit man sonst zum Staate die Pillen (w.s.) überzog, und die klein geschnittenen Blättchen unter einige Arzneien, vorzüglich Pulver mischte, um ihnen dadurch, wie man wähnte, eine herzstärkende Kraft mitzutheilen, ohne zu bedenken, daß sie sich in unserm Magen auf[368] keine Art auflösen, sondern unverdaut wieder weg gehen. Da aber eine im Aeußern sehr ähnliche Substanz, das aus Tombak geschlagene sogenannte Metallgold (Goldschaum), wohl eher von der ungewissenhaften Gewinnsucht statt des Blattgol des zu Arzneien verbraucht worden ist, und als Kupfer heftige und giftartige Wirkungen geäußert hat, so muß man wissen, daß ächtes Blattgold in Weinessig und in Salmiakgeist geworfen sich nicht verändert, die unächten Metallblättchen aber von beiden aufgelöset werden, in letzterm mit blauer Farbe.

Man muß von den Goldschlägern die Sorte Blattgold zum arzneilichen Gebrauche kaufen, welche sie Feingold nennen, denn ihr Hoch und Mittel ist mit Kupfer versetzt.

Das Knallgold (aurum fulminans) ist ein aus der verdünnten Auflösung in Königswasser durch ein Laugensalz gefällter, mit heißem Wasser ausgesüßter gelber Goldkalk, welcher, wenn zum Goldscheidewasser Salmiak, oder zum Niederschlagen Salmiakgeist angewendet worden, die merkwürdige Eigenschaft besitzt, bei einer nicht viel über den Siedepunkt (212° Fahr.) gehenden Wärme mit erstaunlicher Gewalt zu verknallen. Deßhalb muß dieser Goldkalk nur in freier Luft getrocknet, und weder im Mörsel gerieben, noch in Flaschen mit gläsernen Stöpseln aufgehoben, noch sonst gequetscht werden. Am besten nimmt man zum Niederschlage ein ätzendes Laugensalz (kaustischen Salmiakgeist), weil ein etwa überschüssig zugegossenes mildes Laugensalz einen Theil des Präzipitats wieder auflöst. Wenn dieß zweideutige Mittel Dienste in Wechselfiebern, Hypochondrie, Lei besverstopfungen, Konvulsionen der Kinder u.s.w. geleistet hat, so rührten diese Wirkungen vermuthlich von einem zur Bereitung genommenen nicht ganz feinen Golde, d.i. dem darinn vorhandenen Kupfer her. Auch gegen das Oedem nach dem Scharlachfieber hat man sichrere Mittel.

Die noch allenfalls zulässige Goldtinktur (aurum potabile) entsteht, wenn man gegen einen Theil in Königswasser aufgelösetes Gold sechzehn Theile Vitrioläther nimmt, beide Flüssigkeiten zusammenschüttelt, und den gelb gefärbten Aether durch einen Scheidetrichter absondert. Er hat den Goldkalk aus dem Königswasser an sich gezogen. Diese Goldtinktur hat ihre herzstärkenden Kräfte, so wenig als die mit Rosmarinöl bereitete, nicht vom Golde, welches sich auch bald daraus in metallischer Gestalt absondert.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 368-369.
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