[396] Harnsalz, Hierunter verstanden die Alten im Allgemeinen theils das flüchtige Laugensalz, → Ammoniaklaugensalz, theils ein im bis zur Honigdicke eingedickten Menschenharne anschließendes gemischtes Neutralsalz, aus Phosphorsäure und zwei Laugensalzen, dem flüchtigen und dem mineralischen zusammengesetzt. Beide, das eigentliche Harnsalz (Ammoniakphosphorsalz) und das Perlsalz (Sodaphosphorsalz), giebt der Harn am besten, wenn man ihn faulen läßt, in einer Blase mit bleiernem oder zinnernem Helme den flüchtigalkalischen Geist abziehn, den Rückstand in einem eisernen Topfe bis zur Trockenheit eindickt, die schwarze Masse in einem offenen Schmelztiegel verbrennt, von dem flüchtigalkalischen Geiste bis zur Sättigung zugießt, die Lauge durchseihet, abraucht und krystallisiret.
Das aus dieser unangenehmen, obgleich verbesserten Bereitung entstehende gemischte Salz läßt sich aber nur mühsam und unvollkommen, durch unmerkliches Abdünsten und Auslesen der Krystalle in beide Neutralsalze scheiden.
Das eigentliche Harnsalz (Ammoniakphosphorsalz, sal nativum urinae, sal essentiale urinae, sal fusibile microcosmicum), welches uns hier vorzüglich beschäftigt, unterscheidet sich von dem Perlsalze (→ Sodaphosphorsalz) dadurch, daß ersteres in prismatische, dem Zuckerkand ähnliche, an der Luft hell bleibende Krystalle, und zwar bei der Verkühlung der Lauge zuerst anschießt, in der Hitze (auch bei 212° Fahr. zum Theil) mit Zurücklassung der feuerfesten Phosphorsäure 13/21 alle sein flüchtiges Laugensalz in ätzender[396] Gestalt (8/21) verdampfen läßt, in der Glühhitze zu einer durchsichtig bleibenden Perle fließt, und mit Kohlenstaube gemischt in der Destillation Phosphor bildet.
Am reinsten erhält man es, wenn man die aus Knochen erhaltene Phosphorsäure (w.s.) in sechs Theilen Wasser aufgelöst, kochendheiß mit dem luftsauren Ammoniaklaugensalze des Salmiaks (→ Salmiaksalz, flüchtiges,) dergestalt sättigt, daß das Laugensalz noch hervorsticht, und die filtrirte Lauge durch unmerkliche Abdünstung eindickt und im Keller krystallisiren läßt. Der Mutterlauge muß noch etwas flüchtiges Laugensalz zugesetzt werden, weil es ihr immer daran gebricht. Dann wird sie auch flüssiger.
Es besitzt einen nicht unangenehmen gelind salzigen Geschmack, und ist als ein Harn und Schweißtreibendes Mittel empfohlen worden. In der That scheint es große Arzneikräfte zu besitzen.
Grundgestalt des natürlichen Harnsalzes (Ammoniakphosphorsalzes). Eine rautenförmige gedruckte vierseitige Säule, an beiden Enden mit zwei dreiseitigen Flächen zugeschärft.