Hirschbrunstkugelschwamm

[420] Hirschbrunstkugelschwamm, Lycoperdum cervinum, L. [Bolt. fung. III. Tab. 116.]. Dieser kuglichte, ziemlich derbe, mit einem mehlichten Kern versehene Schwamm (bolet. cervinus), welcher auf hohen Bergen an lichten Waldwegen unter dem Mose, mit einer dünnen Erdrinde bedeckt, vom Anfange August an, bis in den Oktober angetroffen wird, ist etwa von der Größe einer Muskatnuß, und enthält unter der lederartigen, äußerlich grauschwärzlichen, warzichten Schale ein schwammiges Wesen, welches nachgehends zu einem schwärzlichten, rusigen Pulver wird, das in frischem Zustande einen starken, der Heringslake ähnlichen Geruch und Geschmack besitzt, trocken aber geschmack- und geruchlos ist. Hirsche, wilde Schweine und Hasen scharren sie aus der Erde.[420]

Man hat ihn (seine eigentlichen Kräfte sind noch unbestimmt) für ein Schweißtreibendes, Geschlechtslust (?) beförderndes und die Absonderungen der Bärmutter erregendes Mittel gehalten, auch geglaubt, daß er die Milch vermehre. Die Viehärzte brauchen ihn als eine stark reitzende, treibende Arznei. Aeußerlich dient der rusige Staub als ein Blut stillendes Mittel.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 420-421.
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