Honigsäfte

[426] Honigsäfte (Mella) entstehen, wenn man Aufgüsse, oder Dekokte trockner, oder den ausgepreßten Saft frischer Pflanzensubstanzen durchseihet, eine bestimmte Menge Honig darinn auflöst (man rechnet auf ein Theil der arzneilichen Brühe vier Theile Honig; andre nehmen gar acht Theile Honig), die ins Kochen gebrachte Flüssigkeit fleißig abschäumt, bei gelindem Feuer (um die Kräfte der Gewächssubstanz nicht zu verlieren) bis zur gehörigen Konsistenz abdampft, durch ein wollenes Tuch seihet und zum Gebrauche aufhebt, Gefäße. Damit der Saft nicht in Gährung gerathe, darf er nicht zu dünn, und damit die Süßigkeit des Honigs und die Kraft des Arzneimittels nicht verfliege, darf er nicht zu dick seyn. Man giebt für die beste Konsistenz an, wenn ein auf ein kaltes Blech gefallener Tropfen rund bleibt, auch beim Neigen nicht abfließt, und eine runzlichte Haut zeigt, wenn man schief darauf bläst.

Die arzneilichen Honige haben wenig andre Kräfte, als die des reinen Honigs. Sie sind jetzt fast gänzlich vergessen; die Alten aber bereiteten ihr Mel scilliticum, nenupharinum, violarum, mercuriale, cucum sylvestris, anthosatum, diamoron u.s.w.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 426.
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