Hund

[429] Hund, Canis familiaris, L. mit links aufwärts gebognem Schwanze, ein über den ganzen Erdboden verbreitetes Hausthier von vielen Abänderungen, welches klug, geschwind, wachsam, stark, und seinem Herrn getreu ist, lieber von Fleisch als von Mehlspeisen lebt, 63 Tage trägt, und 4 bis 8 Junge wirft.

In ältern Zeiten ließ man die jungen Hunde (Catelii) in Oel sieden, und wendete dieses (abergläubigerweise) als ein Nerven stärkendes Mittel an; gewisser ist es, daß die jungen und ältern Hunde bösartige Geschwüre reinigen,[429] durch Lecken. Man schrieb dem weißen, salbenweichen, sehr leicht ranzicht werdenden Hundefette (axungia canina) viel Kräfte, in mancherlei Beschwerden der Brust zu, vorzüglich (schädlicherweise) in der Lungensucht, innerlich und äußerlich gebraucht; auch gegen die Fallsucht gab man es innerlich; äußerlich (ebenfalls ohne Gründe) in Wunden, gegen das Abzehren der Kinder, bei schwerem Gehör u.s.w.

Des schmutzigen, jetzt von keinem Vernünftigen mehr verlangten Mittels, des weißen Hundekothes (weißer Enzian, album graecum), welcher außer anderm Schmutz und unverdautem Knochenpulver noch freie, luftsaure Kalkerde enthält, bediente man sich häufig innerlich zur Hemmung mancherlei widernatürlicher Abflüsse, auch in Hysterie, Kolik von Säure, und in Wechselfiebern, streute ihn in feuchtende Geschwüre, mischte ihn unter Gurgelwässer bei Halsgeschwülsten, rührte ihn unter Wundtränke u.s.w. Daß man sich auch des Gehirns gegen die Raserei, der Galle gegen die Fallsucht, und der Leber eines wüthenden Hundes gegen die Hundswuth bedient hat, verdient kaum Erwähnung.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 429-430.
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