Küchelchen

[532] Küchelchen, sind zu harten, kleinen, modellirten Körpern ohne Anwendung des Feuers gebildete Arzneien. Man unterscheidet 1) die Täfelchen (Tabella, Tabula), welche größtentheils nur aus Einem arzneilichen Pulver, zur Tabulatkonsistenz gekochtem, feinem, gepülvertem Zucker und Tragantschleime bestehen, die Form messerrückendicker, kleiner, runder, zerbrechlicher Scheiben, kaum die Schwere eines Quentchens, und oben ein aufgedrücktes Siegel haben. Der in der Kälte fest geknetete Teig des Gemisches wird mit einem Rollholze auf Papier, mit Stärkemehl bestreuet, dünn ausgetrieben, und die kleinen Scheiben mit einem hohlen Eisen ausgestochen, die man dann mit dem Siegel bezeichnet, und sie schnell auf einem Siebe trocknet. Sie sollen Formen seyn, in denen Arzneien sich lange gut erhalten, ohne Kraftverlust bei sich geführt werden können, und beim Gebrauche im Munde mit Süßigkeit zerschmelzen und so das Niederschlingen einer sonst widrigen Arznei erleichtern.

Man unterscheidet von ihnen als eine Abart die Pastillen (Pastilli), welche dadurch von den Täfelchen abweichen, daß sie kleiner, höchstens erbsengros, verschiedentlich geformt, und mit größtentheils für Gaumen und Geruch lieblichen Arzneien zusammen gesetzt sind, angenehmen Gewürzpulvern, destillirten Oelen u.s.w. Ihre Verfertigung wird, mit Ausnahme weniger, den Zuckerbäckern überlassen.

Man unterscheidet von beiden 2) die Trochisken (Trochisci), welche zwar in der Form und Härte mit den Täfelchen übereinkommen, in ihrer Zusammensetzung aber gepülverte Arzneien enthalten, deren leichte Verderblichkeit durch Einschließung in diese feste Masse gehindert, ihre gewöhnliche Schärfe aber durch das schleimige Vehikel, wodurch man den Teig bildet (wozu aber kein Zucker kömmt), gemildert werden sollte. Ihre Konsistenz ist[532] zerreiblich hart, nicht zähe, nicht brüchig. Man nimmt dünne Schleime zu ihrer Formirung. Die in ältern Zeiten als Ingredienzien für den Theriak öffentlich zur Schau ausgestellten Trochisken waren ebenfalls besiegelt.

Mit einigen vor sich höchst schwer zu pülvernden Arzneien, z.B. den Koloquinten, dem Lerchenschwamme, der Squille u.s.w. nahm man die Trochiskation vor, um sie so trockner und zerreiblicher zu machen, wenn sie mit einer nicht zählen Substanz zum Teige gebildet und vertheilt, und so zu einer Masse getrocknet und verhärtet worden waren.

Den Namen Trochiscus dehnten die Alten auch auf die kleinen Kegel aus, welche entstehen, wenn man die erdigen, präparirten und geschlemmten Pulver während ihrer noch weichen Konsistenz durch einen Trichter tropfenweise auf Fließpapier fallen läßt, und dann schnell auf Sieben trocknet.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 532-533.
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