Kameelheumannsbart

[461] Kameelheumannsbart, Andropogon Schoenanthus, L. [Rumpf, Amboin. 5. Tab. 72.] dessen Rispen aus gepaarten, länglicht eirunden Aehren bestehen, mit feinwolliger Spindel, stiellosen Blüthchen und[461] gewundener Granne, eine in Ostindien und Afrika, vorzüglich den arabischen Wüsten, einheimische Grasart mit perennirender Wurzel.

Ueber Alexandrien und Marseille kamen sonst von dieser Pflanze die spannenlangen, steifen, strohgelben, mit Blättern, fast von Gestalt der Weizenblätter, hie und da umgebnen Halme (hb. schoenanthi, squinanthi, iunci odorati, foeni camelorum) mit einem bitterlich, beißend, und aromatisch, dem Kreterdost ähnlich schmeckenden und ähnlich gewürzhaft riechenden Marke angefüllt. In frischem Zustande haben alle Theile diesen Geruch und Geschmack in hohem Grade, am feinsten ist ersterer in der selten zu uns gelangenden Blüthe, und am stärksten ist letzterer in der knolligen Wurzel. Unsre Vorfahren bedienten sich jener Halme größtentheils in Aufgüssen und Dekokten als eines ermunternden, Magen stärkenden Mittels, vorzüglich zur Unterstützung harntreibender Arzneien, auch um die Monatzeit zu befördern. Sie zogen es dem Kalmus vor; wir entbehren es leicht.

Das im Orient, verschiedne Getränke und Speisen angenehm zu machen, gebräuchliche, dickliche hellblaue, lieblich riechende und gewürzhaft schmeckende oleum sirae, syrae, zierae, soll auf den ostindischen Inseln aus dieser Pflanze, die dort den Namen Siree führe, destillirt werden. Lewis erhielt daraus nur wenig gilbliches.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 461-462.
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