Keuschlammmülle

[483] Keuschlammmülle, Vitex agnus castus, L. [Zorn, pl. med. Tab. 450.] mit gefingerten, sägeförmig gezahnten Blättern, und doldenartigen Blumenähren, ein Strauch des südlichen Europa auf sumpfichten Stellen, von drei bis vier Fuß Höhe, welcher zu Ende Sommers weißröthlich blüht.

Die hanfsamengroßen, grauschwarzen Samenbeeren (sem. Agni casti) haben einen gewürzartigen Geruch und einen schärflichten Geschmack, welcher noch lange nach dem Kauen ein Brennen im Halse zurückläßt.

Er soll die (vermuthlich von Krämpfen zurück gebliebene) Monatzeit erregen und wahre Samenflüsse hemmen. Von seiner Kraft den Geschlechtstrieb zu mindern, und in der Mutterwuth, und der hysterischen Melancholie Dienste zu leisten, hat man sich ehedem viel versprochen. Bei der Hundswuth hat man ihn rühmen wollen, so wie äußerlich um Milchgeschwülste zu zertheilen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 483.
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