Kriechwaldrebe

[521] Kriechwaldrebe, Clematis flammula, L. [Knorr, del. bort. 1. Tab. C. 9.] deren unteren Blätter zerschlissen gefiedert, die obern aber einfach, glattrandig, lanzetförmig sind, ein rankender Strauch an Bäumen und Zäunen bei Jena, Tübingen u.s.w., welcher im Heumonat weiß blüht.

Die steifen, oben dunkelgrünen, unten weißgrauen Blätter (fol. clematidis repentis, urentis, fol. flammulae repentis), welche von äußerst brennendem Geschmacke sind, fressen, aufgelegt, in kurzer Zeit die Oberhaut hinweg, und können, da sie kein Harnbrennen machen, vorzugsweise vor den Kanthariden zum Blasenziehen, auch zur Erregung[521] künstlicher Hautgeschwüre statt der Fontanellen mit Nutzen gebraucht werden. Der kaustische Stoff geht bei der Destillation mit dem Wasser über. Die Blätter oder die Samen zur Abführung einzugeben, wie wohl alte Empiriker gethan, ist verwegen und unnütz.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 1. Abt., 2. Teil, Leipzig 1795, S. 521-522.
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