Löffelblattscharbockheil

[33] Löffelblattscharbockheil, Cochlearia officinalis, L. [Zorn, pl. med. tab. 2.] mit herzförmig rundlichen Wurzelblättern und länglichen, etwas hohlen Stengelblättern, ein an den Meerufern der nördlichen Länder und an steinichten Sumpfrändern in der Schweiz einheimisches, ein- und zweijähriges, kaum fußhohes Gewächs der feuchten schattigen Plätze unsrer Gärten, wo es Anfangs des Maiweiß blüht.

Die Blätter mit den Stielen (hb. Cochleariae) sind frisch von beißend bitterm Geschmacke, und lassen beim Zerquetschen einen in die Augen und die Nase stechenden flüchtigen Dunst von sich. Durchs Trocknen und Kochen wird das Kraut völlig kraftlos. Man wendet es vorzüglich als frisch ausgepreßten Saft an, oder sucht in den übrigen Jahrszeiten seine Kräfte in der Konserve aufzubewahren; sie gehn in der Destillation mit Branntwein über. Am konzentrirtesten aber sind seine Kräfte in dem bei der Destillation mit Wasser sehr sparsam (zu 1/2560 bis 1920) übergehenden, weißen, im Wasser[33] niedersinkenden, äußerst flüchtigen und stechenden Oele (Ol. dest. Cochleariae) enthalten.

Es ist unter allen scharbockheilenden Mitteln, innerlich und äußerlich angewendet, das wirksamste, von erhitzender und Harn treibender Natur. Doch ist seine Anwendung in den schleimigen Kachexien aller Art, vorzüglich denen von feuchter und kalter, und Sumpflust, auch in der fliegenden Gicht, und der Lähmung u.s.w. sehr hülfreich.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 33-34.
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