Napellsturmhut

[122] Napellsturmhut, Aconitum Napellus, L. [Kölle de Acon. Ic.] mit gestielten, fünftheilig gefingerten Blättern, deren Abschnitte in gleichbreit lanzetförmige Lappen, die Lappen aber in weitläuftige zahnförmige Einschnitte abgetheilt sind,[122] welche eine lanzetförmige Gestalt haben, eine auf den Vorgebürgen verschiedner Alpen der Schweitz, Tyrol, Bayern, und des Harzes, namentlich um Blankenburg perennirende, zwei Fuß hohe Pflanze, welche ihre schwarzvioletten Blumen im Augustmonate zeigt.

Die gebräuchlichen, auf beiden Seiten dunkelgrünen Blätter (Hb. Napelli, Aconiti) haben gequetscht einen stark grusichten Geruch, und einen Anfangs nicht merklichen Geschmack, erregen aber beim Kauen allmählich auf der Zunge einen anhaltend brennenden und stechenden Schmerz und Zusammenfluß des Speichels. Sie werden vor Erscheinung der Blüthe zur Bereitung des frisch eingedickten Saftes (Extr. Napelli) gesammelt, die einzige Gestalt, in der man sich jetzt dieses Gewächses bedient, zu einem Viertelgran bis zu einem oder einige wenige Grane auf die Gabe, je nachdem die Eindickung recht behutsam, am besten im Wasserbade, vollführet worden ist. Es erregt erst Kälte, dann Angst und zuletzt gewöhnlich Schweiß. In Rheumatismen und einigen Lähmungen ist es sehr hülfreich gewesen, so wie in einigen Arten von apathischem Wahnsinn. Gewächssäuren sind das Gegengift großer Gaben; die Wirkung ist in ungefähr acht Stunden vollendet.

Ob aber, wie man behauptet, das in Offizinen angewendete Aconitum öfterer, nicht Napellus, sondern A. neomontanum [Zorn, pl. med. tab. 49.] sei, dessen vier Fuß hoher Stengel unten ästig und nicht, wie bei ersterm, einfach, die Blätter auf der Unterfläche hellgrün, und nicht, wie bei jenem, aus tief getheilten, lanzetförmig zähnigen, sondern aus keilförmigen kurzzähnigen Lappen zusammengesetzt sind, außer dem mehr abgerundet kegelförmigen obern Blumenblatte, welches bei ersterm ganz kurz konvex und eben nicht sehr erhaben ist – wird wenig Verschiedenheit machen, da man gefunden, daß die blaublümigen Aconita ziemlich übereinstimmende Wirkungen besitzen, (Ac. tauricum, Cammarum, neomontanum, Napellus) ja daß sogar das gelbblümige Lycoctonum ähnliche, obwohl schwächere Kräfte äußert.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 122-123.
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